Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Reparieren, restaurieren und Teile auswechseln: Samuel Lutz ist fasziniert von Flipperkästen. Mittlerweile besitzt der 41-Jährige 70 Flipperkästen. An einigen davon kann man auch im Flipperclub in St.Gallen spielen.
Flipperkasten «Meine Faszination für Flipperkästen hat bereits während meiner Berufslehre zum Koch begonnen. Damals habe ich meine Zimmerstunde genutzt, um im nächsten Spielsalon an Flipperkästen zu spielen», erklärt der St.Galler Samuel Lutz. Er habe bereits damals so gut gespielt, dass er für nur einen Franken für mehrere Stunden spielen konnte. «Wenn man die Kästen gut kennt und eine gewisse Punktzahl erreicht, erhält man Gratis-Spiele. So konnte ich Stunden an einem Flipperkasten verbringen», so Lutz. 1997 kam ein neuer Flipperkasten, den Lutz unbedingt haben wollte: «Für mich ist der ‚Medieval Madness‘ Flipper der beste, der je gebaut wurde.» Einen solchen kaufte er sich vor ungefähr acht Jahren. «Ich habe lange davon geträumt, aber das nötige Geld dafür nie gehabt. Wenn ich jetzt zurückblicke, hätte ich ihn schon früher kaufen sollen. Die Preise sind mittlerweile enorm gestiegen», erklärt der St.Galler. Denn als um die Jahrtausendwende viele Flipper-Firmen durch das Aufkommen der Videospiele Konkurs gegangen seien, seien tausende Flipperkästen in der Mülltonne gelandet. «Flipperkästen sind heutzutage wie Oldtimer und eine Art Geldanlage», weiss Lutz.
Mittlerweile besitzt Lutz 70 Flipperkästen. In seiner Werkstatt in Wittenbach werden diese repariert, restauriert und zum Teil frisch angemalt: «Wir hatten sogar zwei Jahre lang einen Angestellten, welcher in einem Teilzeitpensum unter anderem Kundenaufträge angenommen hatte. Nun arbeiten wir nur noch mit unseren eigenen Geräten. Fast alles was ich über das Reparieren weiss, habe ich von Tutorials auf YouTube oder Internetforen gelernt», so der 41-Jährige. Die eigentliche Arbeit stecke im Flipperclub, welcher sich im Keller seines Billard Pubs befindet, das er an der Zürcherstrasse mit zwei guten Freunden betreibt. Einem dieser Freunde habe er auch seinen ersten Flipperkasten abgekauft. Doch wieso eröffnet man 2022 noch einen Flipperclub? «Es gibt einfach nichts Vergleichbares. Ich habe das Privileg, dass ich mir die Flipperkästen nun leisten kann und so möchte ich mein Glück mit anderen Flipper-Begeisterten teilen», erklärt er. Ausserdem wolle er eine Kultur weiterleben lassen, welche sonst verloren ginge. «Mit dem Flipperclub machen wir kein Geld. Mit den Einnahmen der 22 Kästen können wir den Strom und die Ersatzteile bezahlen. Aber für uns steht nicht das Geld im Vordergrund. Es ist eine Herzensangelegenheit», so Lutz. Ihn freue es jeweils besonders, wenn die Leute die Flipperkästen zum ersten Mal sähen und die Augen zu leuchten begännen: «Man fühlt sich jeweils wie früher.»
Der Flipperklub befindet sich im Keller des Billard Pubs an der Zürcherstrasse in St.Gallen. Offiziell ist er jeweils am letzten Samstag im Monat geöffnet. Für Interessierte wird er auch während den Öffnungszeiten des Billard Pubs geöffnet.
Von Cynthia Sieber
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