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Dieser Wolf hat in Teufen ein Schaf gerissen. z.V.g.
Vergangene Woche ist in Teufen ein Schaf durch einen Wolf gerissen worden. Es ist nicht das erste Mal, dass der Wolf im Appenzellerland auftaucht, der letzte Riss liegt aber zwei Jahre zurück.
Teufen Die Ausserrhoder Wildhut stellte in der vergangenen Woche einen Wolfsriss in Teufen fest – ein Schaf wurde getötet. Das gerissene Schaf auf der Weide in Mühlehaus war nicht durch Herdenschutzmassnahmen geschützt. Die Wildhut hat am gerissenen Schaf DNA-Proben entnommen. Diese Proben könnten Aufschluss geben zu Herkunft, Abstammung, Geschlecht des betreffenden Wolfes. Die Analysen stehen noch aus. «Die DNA muss eine gute Qualität haben, um das Individuum des Wolfes feststellen zu können – wir wissen aufgrund des Rissmusters sicher, dass es einer war, aber nicht, ob er italienischer Abstammung, also aus den Alpen, der deutsch-polnischen Population oder aus der Balkanpopulation stammt», erklärt Wildhüter Silvan Eugster. In der Schweiz seien Wölfe aus allen Populationen anzutreffen, die meisten würden aber aus den Alpen stammen. «Mittlerweile kommt es auch vor, dass sich die Wölfe aus den diversen Populationen vermischen. In der Schweiz gibt es ein Rudel aus verschiedenen Populationen», weiss Eugster. Nach dem Riss wurden die Ausserrhoder Tierhaltenden mit einem SMS-Alarm über die Wolfspräsenz informiert. «Wenn diese SMS kommt, ist es zu spät, Herdenschutzmassnahmen zu ergreifen. Aber wir wollen transparent sein und nichts verheimlichen. Die Massnahmen, um Tiere zu schützen, müssen aber schon bestehen», so Eugster. Auf eine sachgerechte Zaunführung in Schaf- und Ziegenweiden sei grossen Wert zu legen. Mit einzelnen durchziehenden Wölfen in der Ostschweiz und im Appenzellerland sei jederzeit zu rechnen. «2022 hatten wir Risse an einem Nutz- und einem Wildtier, im vergangenen Jahr gab es eine mögliche Sichtung. Dass Wölfe hier durchwandern, ist nicht unüblich, denn der Bestand nimmt in Mitteleuropa und somit auch in der Schweiz zu», sagt Eugster. Je mehr Wölfe es gäbe, desto kürzer könnten die Abstände werden, dass Wölfe durch das Appenzellerland streifen. «Ein Rudel, das sich hier niedergelassen hat, wurde aber bislang nicht festgestellt, es wurden stets nur männliche Tiere nachgewiesen», so der Wildhüter. Selbst wenn sich ein Rudel niederlassen würde, gäbe es keine grundlegend neuen Massnahmen.
«Es würde sich für die Bevölkerung nichts grundlegend ändern, sollte es zu einer Dauerpräsenz kommen – aber natürlich für die Landwirte», so Eugster. Diese würden aber stetig informiert und weitergebildet, was Herdenschutzmassnahmen betreffe. «Den Herdenschutz braucht es heute schon, man muss immer mit einem Riss rechnen. Aber der Grossteil der Landwirtschaft in Ausserrhoden hat einen guten Herdenschutz», meint der Wildhüter. Welche Massnahmen am meisten Sinn ergeben, hänge stark vom Betrieb ab. «Zäune sind unserer Ansicht nach das Beste, was man tun kann. Bei Hunden kann es schnell auch zu mehreren Konflikten kommen», findet Eugster. Diese Hunde wollen ihren Job machen und bellen entsprechend. «Für Landwirte, die ihre Tiere im Sommer auf der Alp weiden lassen, wäre das eine gute Lösung. Nur dauert der Alpsommer nur ein paar Monate, danach wäre der Hund wieder im Unterland. Und gerade in dicht besiedelten Gebieten kann es schnell unangenehm werden», so Eugster. So könne es zu Konflikten mit Wanderern oder zu Lärmbeschwerden kommen. Vor zwei Jahren wurden Anlässe für Tierhaltende durchgeführt, an denen genau erklärt wurde, wie ein Zaun gesetzt werden muss und wie viel Strom auf diesem sein soll. «Die Bestimmungen in der Landwirtschaft ändern sich immer wieder. Deswegen ist es wichtig, wiederholt zu informieren.» Das geschieht durch das Amt für Landwirtschaft oder durch Herdenschutzbeauftragte.
Silvan Eugster steht auch in Kontakt zu Landwirtinnen und Landwirten. Wie gross ist deren Sorge nach dem Riss von vergangener Woche? «Dass sie wissen wollen, wenn ein Wolf in der Gegend ist, verstehe ich absolut. Denn es bedeutet für die Landwirte immer einen Mehraufwand im täglichen Betrieb. Sie müssen dafür sorgen, dass die Herdenschutzzäune – gerade bei Sturm oder Schnee – stets stabil bleiben und sie wieder in Schuss bringen, wenn sie geknickt sind. Ausserdem müssen sie sicherstellen, dass die Stromversorgung immer gegeben ist», sagt Eugster. Eine gewisse Sorge sei vorhanden. «Vor Ort merkt man, dass die Landwirte eine Bindung zu den Tieren haben und ein Verlust sie jedes Mal schmerzt», sagt der Wildhüter. Vermeintliche Sichtungen eines Wolfes durch die Bevölkerung müssen nicht gemeldet werden, das sei für die Wildhüter immer etwas schwierig. «Ohne Fotos oder Videos haben wir keine Anhaltspunkte und können daher nicht viel mit den Informationen anfangen. Hat aber jemand Bilder, können wir das eher auswerten.» Silvan Eugster ist seit 2014 Wildhüter, erst in Werdenberg, seit 2020 in Ausserrhoden. Einen Wolf hat er noch nie gesehen, nur Fotos aus der Fotofalle. «Ich werde mich nicht auf die Suche machen. Aber es wäre natürlich spannend und ich würde mich sicher freuen, einmal einen zu erblicken», so Eugster.
Stefanie Rohner
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