Ramona Fiore
kämpft gegen das Aussterben der einheimischen Schmetterlinge.
Christoph Blocher
Frühling ist es. Die natürlichen Lebenszusammenhänge erkennen wir eindrücklich: Der Himmel erscheint in zartem Blau, bräunliche Fluren verwandeln sich in sattes Grün. Spriessende Knospen lassen die Blühten erahnen, wenn sie sich nicht schon vorgewagt haben. Und in aller Frühe weckt uns das frohe Gezwitscher musizierender Vögel. Grosses Erlebnis jeden Morgen.
Die Natur funktioniert. Und damit auch die Welt. Dieses Urvertrauen gerade auch in Zeiten unerfreulicher Schlagzeilen ist wichtig. Nicht alles ist Krieg, Tod und Zerstörung – wie man gegenwärtig meinen könnte. Wir haben uns in den vergangenen Jahren der Kriegs- und Katastrophenmeldungen entwöhnt. Plötzlich aber sehen die Jungen auf ihren Bildschirmen zerschossene Häuser, Verletzte, Flüchtende. Doch gerade sie dürfen wissen: Elend und Kriegsgeschehen sind nur ein winzig kleiner Ausschnitt des Ganzen. Die Welt geht nicht unter. Die Welt ist nicht verdammt.
Freuen wir uns darum an Dichterversen, die das Frühlingserwachen so eindrücklich in Worte gefasst haben. Auch wenn diese mit schrecklichen Kriegsnachrichten erscheinen. Etwa so: «Und dräut der Winter noch so sehr / Mit trotzigen Gebärden / Und streut er Eis und Schnee umher / Es muss doch Frühling werden.» (Emanuel Geibel). Goethe sagte es so: «Vom Eise befreit sind Strom und Bäche / Durch des Frühlings holden, belebenden Blick.» Und Schiller folgert: «Alles freuet sich und hoffet / Wenn der Frühling sich erneut.»
Mein liebster Frühlingsdichter ist der zu praktischer Berufsarbeit untaugliche Eduard Mörike. Lieber als zu predigen, achtete dieser schwäbische Landpfarrer auf die «süssen wohlbekannten Düfte», die «ahnungsvoll das Land streifen»: «Veilchen träumen schon / Wollen balde kommen. / Horch, von fern ein leiser Harfenton! / Frühling, ja du bist’s! / Dich hab ich vernommen.»
E gueti Wuche.
Christoph Blocher
Lade Fotos..