Karl Grob
gab sein Fachwissen an seine Berufskollegen im Benin weiter.
Donat Wick
Nach der Ausbildung zum Landwirt studierte Donat Wick Theologie und arbeitete viele Jahre als Gefängnisseelsorger. Seit 22 Jahren leitet er die Herberge zur Heimat und kümmert sich um Menschen, die eine Zuflucht benötigen.
Engagement Donat Wick blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Aufgewachsen in einem Gastronomiebetrieb musste er früh mithelfen und anpacken. «Es war eine strenge, aber bereichernde Arbeit», erinnert er sich. Während ihm viele Anekdoten aus der Jugend im Gastrobetrieb präsent sind, erinnert er sich weniger gern an seine Schulzeit. Als Legastheniker war er nicht nur dem Spott der Mitschüler, sondern auch dem Unverständnis seiner Lehrer ausgesetzt. Sätze wie: «Aus dir wird nichts und dich kann man zu nichts brauchen», gehörten zu seinem Schulalltag. Obwohl Wick das Leben in der Gastronomie schätzte, entschied er sich für einen anderen Beruf und lernte Landwirt. Doch bereits während der Ausbildung bemerkte er, dass er Tiere zwar mag, aber lieber mit Menschen arbeiten möchte. So entschied er sich, ein Theologiestudium in Rom zu beginnen. Im Zuge dessen absolvierte er 1991/92 ein Praktikum in Ecuador in der Entwicklungshilfe. Während des sechsmonatigen Aufenthalts half er Löcher für Brunnen zu bohren, stellte Wassertanks auf und unterstützte den Bau einer Schule und eines Spitals. «Es hat mir grossen Spass gemacht», erinnert sich Wick, «mein Handeln hatte eine positive Wirkung für die Menschen.»
Nach seiner Rückkehr aus Ecuador zog es Wick wieder nach Rom, wo er sein Theologiestudium abschliessen wollte. Geprägt von den Eindrücken aus Übersee, fühlte er sich jedoch in der klerikalen Umgebung von Rom nicht mehr wohl. «Vieles was ich im Vatikan sah, entsprach nicht meinen Vorstellungen und ich beschloss erneut, meinem Leben eine Wendung zu geben», sagt der 62-Jährige. Er solle etwas anderes starten, empfahlen ihm einige befreundete Kleriker. Also begann er als Ferienablösung in einem Geschäft für Damenmode zu arbeiten. Nur kurze Zeit später nahm Wick einen Job bei «Phönix» an, einer therapeutischen Einrichtung für ehemalige Drogenabhängige. Es dauerte wiederum nicht lange und ihm wurde die Betriebsleitung angeboten, die er nach kurzem Überlegen annahm, worauf er die Einrichtung zwischen 1992 und 1998 leitete. Berufsbegleitend absolvierte er die Ausbildung zum Suchtberater und Sozialbegleiter.
Während seiner Zeit bei «Phönix» manifestierte sich Wicks Wunsch, das Theologiestudium abzuschliessen. Anfang der 2000er-Jahre studierte er an den Unis in Luzern und Bern mit dem Ziel, Gefängnisseelsorger zu werden. Gleichzeitig arbeitete er Teilzeit in der Dom Pfarrei und half bei der Stiftung Suchthilfe, die stationäre Gassenküche aufzubauen. Gemeinsam mit suchtbetroffenen Menschen renovierte er eine alte Bäckerei an der Schreinerstrasse in St.Gallen und baute sie zu einer Küche mit zwei Aufenthaltsräumen um. Während dieser Zeit bewarb er sich auf die Stelle als Betriebsleiter der Herberge zur Heimat und des Hotels Vadian. «Es war eine turbulente Zeit», erinnert sich Wick, «einerseits forderte mich das Studium zum Gefängnisseelsorger, andererseits war die Leitung der Herberge kein Pappenstiel.» Dabei sei ihm seine gastronomische Erfahrung aus der Kindheit sicherlich zugutegekommen. Über 13 Jahre arbeitete Wick gleichzeitig als Leiter der Herberge und als Gefängnisseelsorger im Plantanenhof sowie in den Gefängnissen Gmünden und Neugasse. «Ich durfte viele spannende Begegnungen erleben», sagt er. «Ich begleitete Häftlinge auf ihrem Weg zurück in ein neues Leben.» Besonders in Erinnerung blieb ihm ein belgischer Drogenschmuggler, der in verschiedenen Ländern seine Haftstrafe absitzen musste, zuletzt in der Schweiz. Noch im Gefängnis begann dieser ein Studium, welches er kurz nach seiner Entlassung auch abschloss. «Genau diese Lebensgeschichten sind es, die mich auch heute noch faszinieren», sagt Wick, «deswegen stecke ich täglich Herzblut und Leidenschaft in meine Arbeit und versuche, dem Leben meiner Mitmenschen eine positive Wendung zu geben.» Brachte er zu Beginn immer wieder ehemalige Häftlinge in der Herberge unter, waren es in den letzten Jahren vermehrt auch Jugendliche, die eine Zuflucht suchten. Mit vielen Wegbegleitern habe er keinen Kontakt mehr, umso erfreulicher sei es, wenn er ehemalige Bewohnende der Herberge auf der Strasse treffe und sehe, wie sie sich entwickelt haben.
«Ich möchte Menschen dort abholen, wo es sinnvoll ist», sagt Wick. Sein Credo sei es, den Menschen Optionen aufzuzeigen, statt sie in eine Ecke zu drängen. Es sind es die kleinen Erfolge, die seine Tätigkeit unbezahlbar machen. «Ich gebe viel, erhalte aber auch sehr viel zurück», offenbart Wick. Doch langsam sei es an der Zeit, in seinem Leben nochmals eine neue Richtung einzuschlagen. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin plane er die Zeit nach der Herberge. Es gelte verschiedene Möglichkeiten abzuwägen und die sinnvollste Variante zu finden. Ob geflüchteten Müttern und deren Kindern auf Sizilien ein temporäres Zuhause anzubieten, Entwicklungshilfe in Ecuador zu betreiben oder als Seniorenseelsorger in der Region tätig zu sein – eines steht für Donat Wick fest: «Ich pflege den Kontakt zu den Menschen und werde mich stets für sie einsetzen.»
Benjamin Schmid
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