Karl Grob
gab sein Fachwissen an seine Berufskollegen im Benin weiter.
Feiern gemeinsam das Jubiläum: von links Hans Gammeter, Mitgründer FOSUMOS, Toni Berthel, Präsident SSAM, Johanna Schönwälder, Präsidentin FOSUMOS, Bruno Damann, Regierungsrat und Roger Mäder, Geschäftsleiter FOSUMOS.
Was vor 20 Jahren in einer Runde von Fachleuten aus Medizin, Sozialarbeit, Psychologie und Pflege in der Ostschweiz seinen Anfang fand, hat sich als Vorbild für die gesamte Schweiz etabliert. Das Netzwerk geht eine Sucht mit verschiedenen Behandlungsansätzen und interdisziplinärer Zusammenarbeit an.
Suchtmittel «Sowohl das Wissen über Suchtmittel wie auch der Umgang mit Menschen mit einer Suchtmittelproblematik haben sich in den letzten 20 Jahren verändert», weiss Roger Mäder, Geschäftsleiter FOSUMOS. Waren früher die Behandlungsansätze paternalistisch geprägt, werden heute interdisziplinäre Ansätze verfolgt. Die Akteurinnen und Akteure begegnen sich auf Augenhöhe, denn alle sind Expertinnen und Experten auf ihrem Gebiet. «Gute Suchthilfe stellt den Menschen und nicht sein Handeln in den Vordergrund, respektiert das Gegenüber und geht würdevoll mit Betroffenen um», erklärt Mäder.
Das Netzwerk möchte nicht nur die Suchtmedizin verbessern, sondern verschiedene Berufsfelder vernetzen und innerhalb des interprofessionellen Arbeitsfelds Wissen vermitteln. Das Kerngeschäft seien aber die regionalen Gesprächsgruppen, an denen jährlich bis zu 380 Fachpersonen Kontakte knüpfen und den Austausch pflegen. «Beziehungen schaffen Lösungen», sagt Mäder, «aber zuerst müssen Beziehungen geschaffen werden.» Damit das gelinge finden in den Ostschweizer Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein regelmässige Treffen zu unterschiedlichen Themen statt. Es werden Fallbeispiele besprochen und Inputreferate zu suchtmedizinischen Themen angeboten. Neben wiederkehrenden Veranstaltungen sei man stets offen für Inputs seitens der Fachpersonen.
Noch in den 90er-Jahren erarbeitete FOSUMOS das Handbuch «Praxis Suchtmedizin». Es liefert den Fachpersonen konkrete Handlungsanleitungen zur Früherkennung und Behandlung von Personen, die problematisches oder abhängiges Konsumverhalten zeigen und bietet darüber hinaus Links zu kantonalen Verordnungen, Weisungen und Formularen.
«Das Handbuch ist eine suchtmedizinische Informationsplattform, die ständig aktualisiert und weiterentwickelt wird», erklärt Mäder. Zusätzlich dazu gibt es eine Helpline, bei der suchtmedizinische Fragen geklärt werden. «Dabei handelt es sich aber nicht um eine Beratung zu Suchtfragen für Betroffene, deren Angehörige, Nahestehende und Interessierte, sondern um eine Beratung für Fachpersonen mit einem suchtmedizinischen Anliegen», konkretisiert Mäder.
Seit über 35 Jahren setzt sich Mäder dafür ein, die Qualität der Suchthilfe zu verbessern. «In all den Jahren habe ich den Auf- und Abschwung vieler Suchtmittel miterlebt», sagt der zweifache Familienvater. Sei in den 80er- und 90er-Jahren Heroin im Fokus gestanden, wurde um die Jahrtausendwende herum Cannabis immer populärer. Heutzutage treten substanzungebundenes Suchtverhalten wie Spielen, Gamen, Internetnutzung oder der übermässige Konsum von Anabolika und synthetischer Substanzen wie Fentanyl immer mehr in den Vordergrund. «Die Arbeit ist herausfordernd, aber bereichernd», verrät Mäder. Nicht zuletzt sei der Konsum von psychoaktiven Produkten auch ein Abbild der Werte einer Gesellschaft: «Es verwundert daher nicht, dass in unserer Leistungsgesellschaft die Tendenz nach Selbstoptimierung an Stellenwert gewonnen hat». Ob Muskelaufbau oder plastische Chirurgie – um mit den aktuellen Schönheitsbildern Schritt zu halten, reiche es nicht mehr, zum Coiffeur zu gehen oder gelegentlich Sport zu treiben. Darüber hinaus sei der Konsum von Suchtmitteln historisch gesehen etwas sehr Menschliches. «Seit Menschengedenken werden Substanzen konsumiert, um damit Bedürfnisse zu befriedigen», erklärt Mäder. Um schnell auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können, sei es wichtig herauszufinden, welche Substanzen bei Jugendlichen gefragt sind. «Was konsumiere ich, wie fühle ich mich dabei und in welchem Setting konsumiere ich? Das sind zentrale Aspekte in der Schadensminderung», sagt Mäder.
Das Netzwerk FOSUMOS, das von den Kantonen in der Ostschweiz, dem Fürstentum Liechtenstein und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitgetragen wird, hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine wichtige Rolle bei der Förderung der Fortbildungen und des Wissensaustauschs in der Suchtmedizin gespielt. «Dank des Engagements von FOSUMOS hat die Ostschweiz einen hervorragenden Ruf in der Suchtbehandlung erlangt und wird als Vorbild für die gesamte Schweiz angesehen», weiss Mäder. «Wir sind entschlossen, auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag in der Suchtmedizin zu leisten.»
Benjamin Schmid
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