Maria Pappa
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Visualisierung Passerelle Höhe Gröblistrasse. K&L Architekten
An einer Informationsveranstaltung der Stadt zur Zusammenlegung der Bahnhöfe Bruggen und Haggen wurden im Rahmen der Diskussion und der Präsentation des Vorprojektes neue Einzelheiten bekannt – so die geschätzten Kosten von 39 Millionen. Es wurden aber auch kritische Stimmen laut.
Bauvorhaben Stadtrat Markus Bu-schor unterstrich einleitend die Partnerschaft bei diesem Projekt von SBB, Stadt und Kanton. Dass an einem Strick gezogen werde, sei nicht selbstverständlich. Mit der Verschiebung des Bahnhofs Bruggen Richtung Osten und der Zusammenlegung mit dem Bahnhof Haggen sollen den Quartieren neue Impulse gegeben werden, um deren Entwicklung zu einem modernen Arbeitsplatz- und Wohngebiet zu unterstützen. Zudem werden kurze Umsteigeverbindungen und eine bequeme Verbindung Nord-Süd mit einem beachtlichen Höhenunterschied von 32 Meter geboten. Die SBB konnte Hand zu diesem Projekt bieten, weil der bestehende Bahnhof Bruggen bis 2027 hindernisfrei saniert werden müsste. Stattdessen ist sie bereit, die dafür notwendigen Gelder am neuen Standort einzusetzen.
Stadtingenieur Beat Rietmann, Thomas Lehmann vom Architekturbüro K&L Architekten, das im Wettbewerb mit «catwalk» den ersten Preis gewonnen hat, und Matthias Loepfe vom Planungsamt stellten das Projekt vor. Es besteht aus einer 115 Meter langen Passerelle, einem 31 Meter hohen Turm als Zugang zu den drei Ebenen (Bahnunterführung, Bahnperron und Passerelle). Ein rund 20 Meter hoher Turm auf der Südseite der Gröblistrasse verbindet die mittlere Ebene mit der Passerelle und damit einem bequemen Zugang zum Bahnhof Haggen. Es stehen stufenlose Ab- und Aufgänge und Lifte zur Verfügung. Die neuen Perrons auf der SBB-Linie weisen eine Länge von 170 Meter auf, wobei bei Bedarf eine spätere Verlängerung möglich ist. Berücksichtigt wird auch die Möglichkeit des späteren Einbaus eines dritten Gleises. Auf der Gröblistrasse entsteht ein einladender neuer Bahnhofplatz mit Sitzflächen, Wasserspiel, Bäumen und einer Taxi-Haltestelle. Die Redner betonten wiederholt die attraktive Aussicht, die auf der Passerelle geboten wird, weshalb sie in besonderem Masse zum Begehen einlädt. Unterstrichen wurden auch die filigrane Gestaltung und Leichtigkeit durch die Aufhängung der Konstruktion auf Stahlträgern. Auch der ökologischen Ausrichtung werde Rechnung getragen mit einer Photovoltaikanlage und einer natürlichen Begrünung von Wänden bis zu Nistplätzen für Mauersegler und Fledermäusen. Die Beleuchtung ist dezent, um die Lichtemissionen einzuschränken, soll aber genügend Sicherheit bieten.
Der nächste Schritt ist nun gemäss Rietmann der Abschluss der kooperativen Entwicklungsplanung. Bis Mitte Jahr wird unter Einbezug der Grundeigentümerschaften, des Einwohnervereins und externer Fachpersonen ein räumliches Zielbild erarbeitet. Die Mitwirkung zum Stand der Projektierung startet in wenigen Tagen und dauert rund einen Monat. Die interessierte Bevölkerung wird eingeladen, sich auf der e-Mitwirkungsplattform zu äussern. Die Eingaben werden von den Bauherrschaften geprüft und wenn möglich in die weiteren Planungsschritte aufgenommen. Das Bau- und Auflageprojekt soll bis Mitte 2026 abgeschlossen werden, um die notwendigen Kreditanträge zu stellen.
In der Diskussionsrunde wurden weitere Einzelheiten zum Projekt bekannt. So sollen die Lifte so dimensioniert werden, dass wie bei jenem im Bahnhof St.Gallen Ost auch Fahrräder mit Anhängern leicht Platz finden. Die Grobkostenschätzung beläuft sich auf gesamthaft 39 Millionen Franken. Rund die Hälfte der Kosten hat die Stadt zu übernehmen, wobei sie aber auch einen Beitrag aus dem Agglomerationsfonds erwarten kann, während der Rest vom Kanton übernommen wird. Noch ist nicht klar, ob in der Stadt eine Volksabstimmung nötig sein wird. Es kann darauf verzichtet werden, wenn die städtische Investition auf unter 15 Millionen veranschlagt wird.
Bei der Buserschliessung sind vorerst keine grösseren Änderungen zu erwarten, insbesondere ist kein Busknotenpunkt vorgesehen. Geprüft wird jedoch eine leichte Verschiebung der Haltestellen aufgrund der neuen Situation. Verbesserte Zugsverbindungen zur wesentlichen Erhöhung der Frequenzen sind auf der SBB-Linie erst 2035 zu erwarten, wenn ein Viertelstundentakt angeboten werden soll. Das Feuerwehrdepot West, das nicht tangiert wird, bleibt bestehen. Auf der Gröblistrasse soll eine 30er-Tempozone angeordnet werden, um die Sicherheit der zahlreicheren Fussgänger zu erhöhen. Der bestehende Bahnhof Bruggen samt Passerelle wird nicht abgebrochen, während die dortige Brache als mögliches Entwicklungsgebiet betrachtet wird.
In der Diskussion wurden auch kritische Stimmen laut. So wurde das Projekt als überdimensioniert bezeichnet. Es wurde die Möglichkeit aufgezeigt, als «abgespeckte» Variante im nördlichen Bereich bis zum Turm in der Mitte nur eine Unterführung zu realisieren. Anwohner beim heutigen Bahnhof Bruggen haben einen längeren Weg zum neuen Doppelbahnhof, was sie als Nachteil empfinden. Kritisiert wurde überdies, dass über die Zukunft des jetzigen Bahnhofs Bruggen aufgrund fehlender Information seitens der SBB Unsicherheit bestanden hat. Befürchtet werden auch Vandalenakte mit Würfen von Gegenständen von der Passerelle auf die Gleise, wobei die SBB-Sicherheitsstandards erfüllt sind.
Von Franz Welte
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