Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Nach den Missbrauchsvorwürfen werden Stimmen für Reformen laut.
Die Ostschweizer Bewegung «Reformen jetzt», die im Nachgang zur Vorstudie über Missbräuche in der katholischen Kirche der Schweiz entstanden ist, reicht in diesen Tagen zwei Reformvorstösse bei der Leitung des Bistums St.Gallen ein. Sie will schnell und entschlossen handeln, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass die katholische Kirche reformfähig ist.
Katholische Kirche Die Bewegung «Reformen jetzt» macht kirchenpolitisch vorwärts: In diesen Tagen reicht sie dem Domdekan Guido Scherrer sowie Bischof Markus Büchel und seinen Beratungsgremien je ein Reformvorschlag ein. Der eine Vorstoss betrifft die bald anstehende Bischofswahl, bei der per Vorstoss mehr Beteiligung durchs Kirchenvolk gefordert wird. Beim zweiten Vorstoss geht es um mehr Gleichberechtigung zwischen Priestern und nichtgeweihten Theologinnen und Theologen. Der Vorstoss verlangt, dass auch Nicht-Geweihte Hochzeiten durchführen können. Bislang war dies für Nicht-Geweihte nur in Einzelfällen mit einer Sonderbewilligung des Bischofs möglich. Auf der Homepage www.reformenjetzt.ch kann man sich unter jedem Vorstoss eintragen und das Anliegen unterstützen.
Das Engagement von «Reformen jetzt» umfasst noch mehr, als Vorstösse einzureichen und konkrete Kirchenpolitik zu betreiben. Eine Steuerungsgruppe hat die Aufgabe erteilt bekommen, möglichst alle Aktionen bistumsweit zu koordinieren. Die Steuerungsgruppe besteht aus fünf Personen: Roman Rieger (Koordination und Vernetzung), Ann-Katrin Gässlein (Reformen), Matthias Wenk (Protest), Stefania Fenner (Spiritualität) sowie Sebastian Schneider (Kommunikation). Die Ostschweizer Bewegung ist bereits im Austausch mit anderen engagierten Gruppen aus der ganzen Deutschschweiz. «Wir wollen uns auch über das Bistum hinaus austauschen», sagt Roman Rieger. Klar ist: je mehr Leute sich der Sache anschliessen, desto wahrscheinlicher werden handfeste Reformen. Roman Rieger betont jedoch, dass man weder gegen das Bistum noch gegen den Bischof arbeiten wolle. Man werde das Gespräch mit ihm suchen, um gemeinsam zu Lösungen zu kommen.
Im Bereich Spiritualität ist bereits ein Anlass geplant. Dieser findet am zweiten Adventssonntag, 10. Dezember 2023, um 16 Uhr im Chorraum der Kathedrale unter dem Motto «Zusammenstehen» statt. Für Protestaktionen kursieren auch bereits erste Ideen, worauf die Öffentlichkeit gespannt sein kann. Die Steuerungsgruppe ist aus jener Gruppe von Kirchenmitarbeitenden entstanden, die das Inserat «So nicht!» im «St.Gallen Tagblatt» mitunterzeichnet hat. Das Inserat stiess auf viel Anklang in der Basis, viele wollten ebenfalls mit Namen hinstehen. So wurde die Unterschriftensammlung für alle im Bistum ausgeweitet. Stand 2. Oktober sind es über 2200 Stimmen, die im Internet unter www.reformenjetzt.ch abrufbar sind.
Veränderungen in der katholischen Kirche voranzutreiben, ist kompliziert und kann ermüden, wie dies die Vergangenheit und der Blick ins Ausland zeigt. Doch in der Bewegung «Reformen jetzt» ist Mut zur Veränderung vorhanden, weil gerade die Schweizer Strukturen in der Kirche demokratischer sind als andernorts. Die Bewegung will so schnell wie möglich erste Erfolge erzielen, um zeigen zu können, dass die katholische Kirche in der Schweiz reformfähig ist. «Darum verfolgen wir in den Reformvorschlägen das Prinzip: konstruktiv und machbar. Wir sind guter Dinge, dass wir in den nächsten Monaten erste Erfolge verzeichnen können», sagt Ann-Katrin Gässlein.
pd
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