Unterstützung durch 17 Assistenzpersonen und Hündin Arley
Der St.Galler Severin Bischof lebt seit seiner Geburt mit einer neuromuskulären Erkrankung namens spinale Muskelatrophie Typ 2. Dadurch braucht er in seinem Alltag Unterstützung, diese erhält der 34-Jährige von verschiedenen Seiten.
Erschwerter Alltag Aufstehen, duschen, frühstücken - es scheint ein normaler Morgen zu sein. Ist er auch, nur dass er bei Severin Bischof ein wenig anders gestaltet wird: «Ich bin durch meine Beeinträchtigung auf verschiedene Hilfsmittel und menschliche Hilfe angewiesen. Jeweils morgens kommt eine Assistentin oder ein Assistent vorbei und hilft mir beim Aufstehen und beim Bereitmachen für den Tag», erklärt der 34-Jährige. Anschliessend fährt Bischof jeweils mit seinem elektrischen Rollstuhl und seiner Assistenzhündin «Arley» in seine eigene Kanzlei zur Arbeit. «Ich verbringe den Tag und das Mittagessen in der Kanzlei - jeweils montags und dienstags gehe ich in die Physio- und Ergotherapie», erzählt Bischof. Nach Feierabend fahre er wieder Nachhause und geniesse seine Freizeit mit Netflix schauen, Bücher lesen, Musik hören, in der Stadt etwas trinken gehen oder Freunde empfangen. In der Kanzlei würden ihm jeweils seine Mitarbeitenden mit dem Ausziehen der Jacke und dem Bereitstellen von Getränken und Essen helfen. Doch nur schon der Weg in die Kanzlei sei nicht immer einfach gewesen: «Es gestaltete sich schwierig, von der Invalidenversicherung eine automatische Türöffnung finanziert zu bekommen, da ich als selbstständig Erwerbender zu Beginn noch kein existenzsicherndes Einkommen erwirtschaften konnte.» Letztlich habe es aber doch geklappt und Bischof kann seine Kanzlei nun selbstständig betreten und verlassen.
Schwierige Koordination
Am Mittag komme jeweils die Spitex in der Kanzlei vorbei, damit er die Toilette besuchen kann. «Wenn ich nach der Arbeit Nachhause komme, kommt ebenfalls die Spitex vorbei und hilft mir beim Jacke ausziehen und den Hund von der Leine zu befreien. Ebenfalls wird mir das Abendessen bereitgestellt und beim Toilettengang geholfen.» Am späteren Abend, gegen 21 Uhr, komme nochmals eine Assistenzperson vorbei, um dem 34-Jährigen beim Zubettgehen zu helfen. «Ich habe derzeit 17 Assistentinnen und Assistenten angestellt, für die ich jeweils einen monatlichen Arbeitsplan erstelle und Lohnabrechnungen mache - so wie ein KMU.» Wenn er jedoch etwas nicht Alltägliches plane, wie beispielsweise in den Ausgang zu gehen, müsse er dies mit seinen Assistenzpersonen koordinieren und absprechen. Dasselbe gelte auch bei beruflichen Terminen: «Es ist nicht immer einfach, externe Einsätze wie Einvernahmen oder Verhandlungen zu organisieren, weil noch nicht alle Räumlichkeiten mit dem Rollstuhl zugänglich sind. Ausserdem dauern solche Einsätze oft unvorhersehbar lange. Letzteres stellt die Organisation für die Spitex-Einsätze für einen Toilettengang vor Probleme.» Jetzt im Winter komme zusätzlich der Schnee als Hindernis dazu. «Ich bin schon des Öfteren im Schneematsch steckengeblieben und brauchte dann Hilfe», so der Co-Präsident des Fördervereins «CléA», welcher die CléA-Jobplattform geschaffen hat, um Menschen mit Beeinträchtigung die geforderte Gleichstellung und Selbstbestimmung zu ermöglichen.
Elektrorollstuhl und Arley
Um sich fortbewegen zu können, ist Bischof auf seinen Elektrorollstuhl angewiesen. Ausserdem begleitet ihn seine Assistenzhündin «Arley» - sie kann ihm Dinge vom Boden aufheben oder Türen öffnen. «Ich brauche aber auch Hilfe, um meine Hündin zu pflegen. Beispielsweise bei der Vorbereitung ihres Futters, beim Bürsten oder beim Hundekot aufheben», erzählt Bischof. Bei letzterer Aufgabe würde er jeweils Passanten ansprechen: «Die meisten helfen völlig unkompliziert. Wenn jemand nicht möchte, ist das für mich aber auch kein Problem.» Seit «Arley» ihn begleitet, stehe die Hündin jeweils völlig im Mittelpunkt. «Sie geniesst viele Blicke und ich muss öfters Streicheleinheiten unterbinden, da man Assistenzhunde bei der Arbeit nicht streicheln oder ablenken darf», erklärt Bischof. Auf jeden Fall komme er aber durch seinen Hund schneller mit fremden Menschen ins Gespräch: «Meine Assistenzhündin hilft, Einstiegshürden oder Kontaktbarrieren zu überwinden», freut sich der St.Galler.
Von Cynthia Sieber