Stadt der besonderen Marke
Will man eine Stadt heute imagemässig positionieren, ist eine zentrale Schaltzentrale von grossem Vorteil. Das Citymarketing bedient sich dabei derselben Konzeption wie das klassische Marketing. Nur die Dimensionen ändern sich. Statt einer Unternehmung ist etwa die ganze Innenstadt Kunde. Der «City Manager» ist somit nicht für das ganze Stadtgebiet zuständig.
Stadtmarketing Auch in St.Gallen wird zu recht über einen derartigen Posten nachgedacht. Doch was macht ein «City Manager» und was kann er der Stadt bringen. «Integration» ist das Zauberwort. «Umsetzung» ist das Ziel. Einzelprojekte müssen in ein grosses Ganzes eingebunden sein. Und anschliessend in konkrete Massnahmen umgesetzt werden. Das Anforderungsprofil für einen «City Manager» ist vielseitig und anspruchsvoll. Hanspeter Mazenauer, Dienstleistungsspezialist mit starkem St.Galler Bezug, nennt die wichtigsten Punkte: «Der Kandidat muss kommunikativ, in der Wirtschaft gut vernetzt und auch im Dienstleistungsmarketing zuhause sein. Kenntnisse von BWL würden das Profil ideal abrunden.»
Grosser Wettbewerbsdruck
Eine breite Palette an Fähigkeiten also, welche der zukünftige «City Manager» mitbringen muss. Das interdisziplinäre Arbeiten etwa mit Gewerbe und Bildungsstätten ist ebenso Teil der Arbeit wie die vermittelnde Tätigkeit zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen. «Man kann den City Manager auch mit dem Management von Einkaufscentern vergleichen. Diverse Anspruchsgruppen müssen auch dort eingebunden werden. Der Wettbewerbsdruck und die Konkurrenz zwingen die Städte dazu, sich eigenständig zu positionieren. Es fällt auf, dass die Stadt St.Gallen als Name bei vielen Veranstaltungen als Zusatz vorkommt. Denken wir ans Open Air, an die Festspiele, die Olma oder auch den CSIO. Alles Multiplikatoren der Marke Stadt St.Gallen. Auch das Image der Fest-, Kultur- oder auch Messestadt kann so gestärkt werden.»
Gutes Beispiel
Wie kann der stationäre Handel überleben? Floskeln wie «Einkaufserlebnis» bringen hier nicht weiter. Dieses Einkaufserlebnis muss auch wirklich zelebriert werden können. Hanspeter Mazenauer bringt als Beispiel einen Zigarrenshop an, der es ihm diesbezüglich angetan hat. «Die Atmosphäre ist heimelig, man kann direkt ausprobieren und kriegt auch gleich noch einen Espresso serviert.» Da spricht er wichtige Punkte an. «Heimelig» ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was viele durch konzipierte Bauten von Firmen heute bieten. Oft ist die Einkaufsatmosphäre steril und das Individuelle geht flöten. Die Innenarchitektur mag zeitgemäss sein, aber sie kreiert oft auch eine «kalte» Atmosphäre. Die Gleichstromlinienförmigkeit der Ladenkonzepte ist offensichtlich. Auch aus diesem Grund empfiehlt der im Marketing verwurzelte Mazenauer eine gute Durchmischung der Läden. «Regionale und lokale Läden müssen unbedingt Teil der Innenstadt sein». Für diese Geschäfte wird es aber immer schwieriger, die oft horrenden Mieten zu bezahlen.
Assistentin und Praktikantin
Die Bezahlung eines «City Managers» dürfte eine weitere Knacknuss sein. Hanspeter Mazenauer bringt eine Variante ins Spiel. «Je ein Viertel der Kosten für Gewerbe, Restaurateure (inkl. Hotellerie), Bildungsstätten und die Stadt». Von Vorteil wäre auch eine Assistentin für die administrativen Arbeiten. Auch eine zusätzliche Praktikantin würde Sinn machen, um den zukünftigen «City Manager» zu entlasten. Die Konkurrenz aus Konstanz müsste er sich natürlich auch genauer ansehen. Als alter Fuchs im Marketing bringt Hanspeter Mazenauer noch einen weiteren Gedanken in Spiel. «Auch ein bekanntes Gesicht von St.Gallen wäre ein guter Sympathieträger für das Gewerbe in der Innenstadt.» Paola Felix wäre da eine sehr gute Lösung. «Sie ist natürlich, modisch stark präsent und hat einen unschlagbaren Bekanntheitsgrad. Eine hervorragende Repräsentantin.» Das wäre die Ideallösung. So könnte man St. Gallen auch im angrenzenden Ausland gut vermarkten. Doch auch sonst wäre eine «personalisierte Werbesäule» für St.Gallen natürlich ein Glückstreffer. Mal sehen, wie St.Gallen das am Ende managt.
René Alder