Ruf ich Dich im Strahlenmeer
Was wir nicht sehen, gibt es nicht. Und was wir lieben, darf nicht kritisiert werden. Menschen spüren Elektrosmog nicht und halten ihn deshalb für harmlos. Die Marketingkampagnen der Industrie erinnern an die jahrzehntelange Verharmlosung des Tabakkonsums. Menschen wie dem «Edutainer» Franz Amann geht es nicht darum, zu verdammen, sondern zu informieren.
Strahlkraft An der FHS hält er einen interessanten Vortrag. Zu einem äusserst wichtigen Thema: Denn unsere Handys haben bewiesenermassen einen negativen Einfluss auf Zellen von Lebewesen – auch dem Menschen. Ein Handy ist eigentlich ein Spielzeug für Erwachsene. Der Spieltrieb hört nicht an der Kindergrenze auf. Wir haben es eigentlich ständig auf uns – direkt am Körper. Dieser Körper ist auch leitungsfähig, die Strahlen gehen durch ihn hindurch. Franz Amann ist Elektrosmog-Experte und sieht seine Mission nicht darin, die Technik aufzuhalten, sondern zu informieren. Er tut dies gegen eine äusserst mächtige Lobby. Die ganze Systematik erinnert an die jahrzehntelange Vertuschungsstrategie der Tabak-Lobby, die den Tabakkonsum verharmlost hat. Heute zweifelt niemand mehr an der Gefährlichkeit des Rauchens. Die Telekommunikationsbranche ist heute allmächtig, ein Player, der die Zukunft prägen wird. Da kommen gesundheitliche Bedenken natürlich gänzlich ungelegen. Doch Wissenschaftler aus aller Welt forschen daran und kommen dann auf Ergebnisse, die selbst sie schockieren. Der amerikanische Wissenschaftler Dr. George Carlo sollte im Auftrag der Branche beweisen, dass Handy-Strahlung kein Problem darstellt. Was er herausgefunden hat, war das Gegenteil. Seither kämpft er gegen den mächtigen Gegner.
Klare Taktik
Die Taktik gegen Menschen wie Dr. Georg Carlo und Franz Amann ist immer die Gleiche. Man diffamiert sie, stellt eine Gegenthese auf, verharmlost die Geschichte. Die Forschung am Thema wird im Keim zu ersticken versucht. «Das Problem am Ganzen ist, dass wir evolutionstechnisch kein Organ haben, das elektromagnetische Strahlen sichtbar macht. Für unsere Augen ist es nicht sichtbar. Unsere Sinne nehmen es nicht wahr», so Franz Amann. Er gibt auch viele praktische Tipps. Den Router richtig einstellen gehört dazu. Router können grundsätzlich ohne Funkanwendungen betrieben werden. Gespräche und Internetnutzung mit dem Handy möglichst kurz halten, ist ebenso eine gute Idee wie in der Nacht das Handy ganz auszuschalten. Ganz wichtig: Beim Gesprächsaufbau oder Versenden von Nachrichten das Handy vom Körper fernhalten. Man kann sagen: Je näher die Strahlungsquelle, desto höher das Risiko. «Eigentlich sollte man das Handy 1,5 Zentimeter vom Ohr entfernt halten», so Franz Amann. Doch wer macht das schon? Besonders prekär ist es bei Kindern. Denn bei ihnen dringt die Strahlung wesentlich weiter ins Gehirn hinein. Unsere Gesellschaft muss eine Idee entwickeln, auf welchen Weg wir das Gehirn unserer Kinder und von uns Erwachsenen fördern wollen und was für unser Gehirn ungesund ist. Dabei könnte das Smartphone selber viele Schlüssel dazu in sich tragen, in welche Richtung wir es eigentlich weiterentwickeln wollen. So muss die Frage eigentlich nicht länger lauten, ob das Smartphone gut oder schlecht ist. Sondern: Ist das, was wir damit anstellen, gut oder schlecht für uns? Darum geht es.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Ein Motorola-Mitarbeiter, der sein Handy bei Tests jeden Tag stundenlang bei voller Strahlenbelastung ans gleiche Ohr hielt, hatte einen tennisballgrossen Tumor an genau dieser Stelle. Der Mann ist heute längst tot. Es bestehen Parallelen: Das Smartphone ist heute das, was die Zigarette vor 70 Jahren war. Zu dieser Zeit galt die Zigarette als schick, harmlos, ein Prestige-Objekt – wie das Smartphone heute. Bis sich beim Qualmen wirklich etwas verändert hat, vergingen noch einmal 50 Jahre. Das ist auch das Problem beim Handy: Verlässliche Langzeitstudien gibt es wegen der ständig ändernden Technik nicht. Und ein Gehirntumor kann sich über 20 bis 30 Jahre lang entwickeln. Mit «Verschwörungstheorie» hat das gar nichts zu tun, doch die Branche wird alles daran setzten, Leute wie Franz Amann oder Dr. George Carlo zu diskreditieren.
Und am Ende des Tages ist es nicht nur die Industrie, die ignorant ist, sondern auch die Nutzer selber. Das Smartphone ist derart zum Teil von uns geworden, dass wir Bedenken einfach abprallen lassen. Doch diese Ignoranz kann tödlich sein. Ein vernünftiger Umgang mit dem Smartphone heisst auch, seine Gefahren zu benennen. «Es geht wie gesagt ums Informieren, nicht ums Verdammen», so Franz Amann.
Schon 2020 soll die nächste Mobilfunkgeneration 5G anrollen. Die hochfrequenten Mikrowellen im neu geplanten Bereich von 6 bis 100 Gigahertz haben sehr kurze Wellenlängen von nur fünf Zentimeter bis drei Millimeter. Konsequenz: Die Strahlenbelastung würde dauerhaft erhöht. Deshalb warnen auch in der Schweiz Ärzte vor den möglichen Schäden. Bleiben wir also dran.
Von René Alder