Gorillahaut und Schlangenbewegungen
Die St.Galler Hip-Hop-Band Jas Crew will hoch hinaus: Mit ihrem im Frühling erscheinenden Album erhoffen sie sich den internationalen Durchbruch. Wir haben sie beim Videodreh zu "The Conglomerate" begleitet.
Es ist kurz vor Mittag. Ich treffe bei Berliner und Gipfeli auf ein entspanntes Team, das seit zwei Tagen mit dem Videodreh für die Single "The Conglomerate" der Jas Crew beschäftigt ist. Dafür mussten sie an beiden Tagen früh aufstehen – um halb acht begannen sie. "Es war so kalt", erzählt Jaime de Matos Cunha, der mit den anderen in der Früh im Wald vor der Kamera stand – oben ohne. Seit knapp zwei Monaten laufen die Vorbereitungen mit Florine und Kim Nüesch, die sich bereit erklärt hatten, eine No-Budget-Produktion durchzuführen. An Übung fehlt es ihnen nicht. Die St.Gallerinnen studieren am Art Center College of Design im kalifornischen Pasadena. "Die beiden wissen, was sie tun", schwärmt Sandjay Deng.
Aristoteles Filipe verspätet sich. In der geplanten Szene spielt er die Hauptrolle – ebenfalls oben ohne. Dafür bräuchte die Filmcrew noch ein Paar Frauenhände. Ob ich mit dabei sein will? Gerne.
"Erstarrt bei jedem Takt!"
Ich soll meine Hände und Arme mit schwarzer Acrylfarbe einreiben. Das Kind in mir freut sich über diese Kleckerei. Aber ob man die Farbe auch wieder abkriegt? Bis zum letzten Flecken Haut wird "geschwärzt". Voilà! Meine Haut gleicht der eines Gorillas.
Filipe ist mittlerweile eingetroffen und wird ebenfalls geschminkt. "Er bekommt weisse Farbe", sagt Kim Nüesch. Jede Szene wurde von ihr und ihrer Schwester, Florine Nüesch, bis ins letzte Detail durchgeplant. Filipe erhält ein Muster im Gesicht und auf den Armen, das der Bemalung eines afrikanischen Urstamms ähnelt. Sein Oberkörper ist nackt.
Mit dem Auto geht es in Richtung Wald. Mit dabei sind Soundanlage, Kamera und die schwarze Farbe, denn diese bröckelt und muss stetig "geflickt" werden. Der erste Probedurchlauf: Zwölf Hände suchen sich einen Platz auf Filipes Oberkörper. "Bewegt euch schlangenartig und erstarrt bei jedem Takt, ausser dem vierten Schlag", sagt Kim Nüesch. Aus den Boxen erklingen die Bässe. Es ist gar nicht so einfach, sich mit den anderen zu koordinieren. Auch Filipe merkt schnell, dass er seine Hände ruhig halten muss, um uns nicht in die Quere zu kommen. Beim zweiten Versuch sehen die Aufnahmen schon ganz gut aus. Noch einmal. Beim vierten Durchgang ist die Szene im Kasten. War's das schon? Diese Szene komme nur in einem kurzen Teil vor, erklären Florine und Kim Nüesch.
International Fuss fassen
Bereits seit eineinhalb Jahren arbeitet die Jas Crew an ihrem Album "The Quest of The Brave And Ambitious". Eine Mischung aus Hip Hop, Rap, Soul und elektronischen Einflüssen ergibt den Sound der drei Rapper. "Wir schreiben Geschichten über unser Leben – gerne auch sozialkritisch", sagt Sandjay Deng. Im Frühling soll das Album veröffentlicht werden. Ein Startschuss soll es sein – international. "Ich hoffe, eines Tages hauptberuflich Musik machen zu können", sagt Aristoteles Filipe. Und die Risiken? "Der Gedanke ans Scheitern ist da, aber wir pushen uns gegenseitig." Ausserdem hätten sie Kontakte in Deutschland, in den USA und in Grossbritannien, fügt de Matos Cunha an. Das Video zu "The Conglomerate" wird demnächst auf Youtube veröffentlicht. Bis dahin sind auch meine schwarz gebliebenen Fingernägel wieder sauber. Melissa Jetzer