Endlich den Deckel drauf machen
163 Millionen Franken sind «eine Menge Holz». Selten dürfte ein Projekt dieser Grössenördnung weniger Opposition auslösen wie der Betondeckel über die Autobahn und der Bau der grössten Messehalle in der Deutschschweiz. Alle scheinen sich einig zu sein – das letzte Wort hat allerdings der Stimmbürger. Aber auch hier kann man allerdings eine positive Prognose wagen.
Deckelung Viele internationale Künstler machen einen Bogen um St.Gallen, weil die Stadt schlicht nicht über eine Halle mit entsprechenden Kapazitäten verfügt. Die Grössenordnung von 7000 bis 10000 Personen bietet neue Möglichkeiten für Veranstaltungen. Zwar sind Messehallen nicht für alle Anlässe geeignet, aber Beispiele aus anderen Kantonen zeigen, dass etwa auch grosse Rockkonzerte in Messehallen möglich sind. Die für Ostschweizer Verhältnisse riesige Halle ist stützenfrei, eingeschossig und hat eine Grundfläche von 12 500 Quadratmetern. Stadträtin Maria Pappa und Regierungsrat Bruno Damann bringen die Sicht der Stadt und des Kantons ein. Die Stadt soll sich mit 18 Millionen beteiligen, der Kanton mit 12 Millionen. Dass die Beträge aneinander gekoppelt sind, ist ein sanfter Schubser Richtung Stimmbürger. Der gar nicht nötig wäre: Die beiden Beträge sind in einer Grössenordnung, die verträglich sind. Insbesondere die Stadt hat nach mehreren positiven Jahresergebnissen hintereinander die Mittel für dieses Anliegen.
Bedeutung der Olma-Messen
Die Bedeutung der Olma-Messen für den Standort St.Gallen ist unbestritten. Eine jährliche Wertschöpfung von 150 bis 250 Millionen Franken spricht Bände. Zudem bleiben immer die Klischees einer Stadt haften - wie die Olma und ihre Bratwurst. Dieses Klischee zu zelebrieren, kann durchaus einträglich sein. Die nationale Strahlkraft ist dabei nicht zu unterschätzen. Zudem stehen auch die Messen unter einem Konkurrenzdruck. Zürich, Basel und Bern machen gehörig Dampf. Das Bauland für das Mammutprojekt ist allerdings noch gar nicht existent. Erst muss ein Deckel über die Stadtautobahn SA1 gelegt werden. Eine Studie des Bundesamts für Strassen (Astra) zeigt, dass dies technisch möglich ist. Der Bau der SA1 kostet 41,6 Millionen Franken, der Bau der Halle 121,8 Millionen. Die Olma steuert 133 Millionen Franken dazu bei, davon 105 Millionen mit Bankdarlehen. Das Stadtparlament muss zu dieser Erweiterung Ja sagen, genau wie die Stimmbevölkerung im März 2018.
Wenig Opposition
Es könnte eine Premiere werden: Das erste Mal dürfte bei einem Projekt dieser Grössenordnung keiner sagen: «Es isch z tüür.». Das ewige Mantra wird diesmal kaum kommen, weil die Notwendigkeit und auch die Sinnhaftigkeit des Projektes von links bis rechts kaum angezweifelt wird. Die Halle 1 der Olma-Messen befindet sich einem nicht mehr zeitgemässen Zustand und kann nur noch bei den beiden bedeutendsten Messen eingesetzt werden. Gerade bei diesen gibt es auch einen Anfrageüberhang, wie Nicolo Paganini, Direktor der Olma-Messen, ausführt. Die Messe- und Kongressstadt St.Gallen startet in die Zukunft. Denn auch bei der Digitalisierung der Wirtschaft werden persönliche Treffen in Zukunft nicht abnehmen. Im Gegenteil: Die Seminare der Zukunft werden dafür sorgen, dass sich gewisse Mitarbeiter überhaupt noch einmal physisch sehen. Und der persönliche Austausch «face to face» wird auch in Zukunft wichtig sein. Was die neue Halle betrifft: Hey, Rockstars, ihr dürft jetzt nach St.Gallen kommen! Auch Florian Silbereisen kann ja mal eine Sendung da aufzeichnen.
Der Möglichkeiten sind bald viele. St. Gallen muss bald nicht mehr nur der Durchfahrtsort für grosse Namen sein. Und das ist doch ein guter «Deckel».
ra