Christian Hettkamp
ist im Theater St.Gallen als Herzkönigin zu sehen.
Bereits seine neunte Olma steht vor der Tür. Wie jedes Jahr hofft Direktor Nicolo Paganini auf erfolgreiche und spannende zehn Tage. Auch wenn sein Wecker während der Olma ein wenig später also sonst klingelt, bleibt die Messe-Zeit dennoch eine seiner intensivsten Zeiten im Jahr. Heuer noch mehr als sonst, da er sich mitten im Wahlkampf befindet.
Olma «Während der Olma versuche ich jeweils um 8 Uhr im Büro zu sein. Das ist ein wenig später als sonst üblich, aber es wird ja am Abend auch oft später», sagt Nicolo Paganini, Direktor der Olma Messen St.Gallen. In rund einer Woche öffnet die grösste Schweizer Publikumsmesse zum 77. Mal ihre Tore. Für Paganini ist es bereits die neunte Ausgabe als Direktor, eine Routine gibt es deshalb jedoch noch immer nicht.
Ab circa 10 Uhr findet man den Direktor auf dem Gelände. «Ich bin bei den Veranstaltungen und Schauen, besuche Aussteller, begrüsse verschiedene Gruppen und treffe die Mitarbeiter. Hie und da gibt es dann auch mal einen Appenzeller», beschreibt Paganini seinen Tagesablauf während der Messe. Langweilig werde es sicherlich nie, denn «es läuft einfach immer etwas.» Sofern er Zeit habe, sei dann auch das Säulirennen um 16 Uhr Pflichtprogramm.
Oft gebe es dann am Abend noch Anlässe, wie beispielsweise die Ehrung der Jubiläums-Austellerfirmen mit 25, 50 oder 75 Olma-Teilnahmen, bei denen seine Präsenz dazugehöre. Doch ansonsten unterscheidet sich das Programm des Direktors nicht gross von jenem der Messe-Besucher: «Ich gehe sehr gerne in die Degu-Hallen. Natürlich werde ich dort auch oft angesprochen, aber das ist spannend, denn so bleibt man einfach da hängen, wo man gerade jemanden trifft. Ich mache dort generell nie mit jemandem für ein Treffen ab, das funktioniert an der Olma einfach nicht.»
So sicher wie sich Paganini ist, dass Abmachen an der Olma nicht funktioniert, so sicher ist er sich, dass die Olma an und für sich funktioniert.
«Ich kann mir St.Gallen ohne Olma gar nicht vorstellen. Aber natürlich müssen auch wir schauen, dass wir bestehen bleiben.
Unsere Zahl der Aussteller ist konstant, aber es ist definitiv aufwendiger geworden, Standflächen zu verkaufen», sagt er. Durch die Digitalisierung fliesse viel mehr Geld in die Online-Vermarktung. «Da bleibt weniger Geld für die Teilnahme an einer Messe. Neben dem direkten Produkteverkauf setzen sich Aussteller heute auch neue Ziele wie das Vermitteln von Markenwerten, und das geht an einer Messe nun mal immer noch besser als digital.»
Paganini ist sich sicher, dass die Olma Bestand haben wird, auch wenn andere Messen wie die Züspa oder die Muba verschwunden sind. «Unser Thema ist einfach besser. Landwirtschaft und Ernährung bieten ein sehr grosses Angebot. Ausserdem wird die Ostschweiz mit der Olma identifiziert und insbesondere St.Gallen identifiziert sich mit der Olma: Während dieser 11 Tage ist die ganze Stadt im Olma-Fieber. Die Leute haben die Nase von Messen noch lange nicht voll.» Deshalb sei auch der geplante Neubau von grosser Wichtigkeit für die Olma. «Das letzte Mal haben wir 1999 in eine neue Halle investiert. Wir wollen kein Image von alten und dunklen Hallen.»
Zum Erfolg der grössten Schweizer Publikumsmesse tragen auch ihre Traditionen bei. Doch bereits zum zweiten Mal in Folge gastiert kein Kanton als Ehrengast. Das wirft Fragen auf, doch Paganini erklärt: «Wir halten am Konzept mit dem Gastkanton fest. Die nächsten beiden Jahre haben wir bereits Zusagen von Kantonen, die gastieren werden. Aber es wird immer mal die Situation geben, dass wir einen anderen Ehrengast haben. Mit der «Schweizer Volkskultur» als diesjährigen Ehrengast kommen die Leute nicht spezifisch nur aus einem Kanton, sondern aus der ganzen Schweiz zu uns. Das ist kein Notnagel, sondern eine sensationelle Chance», betont er.
Der Ehrengast sei es auch, was für den Direktor dieses Jahr das persönliche Highlight darstelle. «Ich bin gespannt, wie das Thema die Leute berühren wird.» So sei eigentlich jeder Tag an der Olma ein spezieller für Paganini. Doch der letzte wird in diesem Jahr noch ein wenig spezieller: An jenem Sonntag stehen die Nationalratswahlen an, an denen er auf die Wiederwahl durch die St.Galler Wählerinnen und Wähler hofft. Die Messe-Zeit würde sich also perfekt für den persönlichen Wahlkampf anbieten, doch Paganini verneint: «Ich verhalte mich während der Olma genau gleich, wie ich mich verhalten habe, bevor ich politisch aktiv war. Ich verteile sicher keine Kärtchen oder Flyer.» Natürlich gehe er aber unter die Leute und natürlich gebe es auch Gespräche darüber. «Meistens sagen mir die Leute aber einfach, dass sie mich wählen werden oder dass sie mir Glück wünschen. Das wars dann auch schon.»
Von Ladina Maissen
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