«BeneWohnen» ist gut gestartet
«BeneWohnen» ist im Sommer letzten Jahres mit Erfolg gestartet. Getauscht wird Wohnraum gegen Zeit. Menschen mit freiem Wohnraum in der Stadt St.Gallen haben die Möglichkeit, ein Zimmer gegen Zeit vor allem an Studierende zu vermieten. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv.
Wohnraum gegen Zeit Antje Stoffel von Benevol St.Gallen, einer Dienstleistung des Schweizerischen Roten Kreuzes Kanton St.Gallen, ist zufrieden mit den Ergebnissen in der Startphase. Zurzeit bestehen fünf Wohnpartnerschaften, nachdem eine sechste Ende Jahr wegen Abbruch des Studiums einer Studentin aufgelöst worden ist. «Die Organisation hat sich bewährt. Wichtig ist aber, die Dienstleistung noch bekannter zu machen», sagt Stoffel. Dazu werden an verschiedenen Orten ansprechende Karten aufgelegt mit dem Slogan «Biete Zeit für Zimmer» und «Biete Zimmer für Zeit». Es existieren Plakate und anlässlich von Veranstaltungen, an denen möglicherweise interessierte Personen teilnehmen, wird über «BeneWohnen» orientiert, so beispielsweise bei Pensionierten-Versammlungen. Auch an der Immo-Messe wird «BeneWohnen» im Rahmen der Sonderschau «Generationen-Wohnen» vertreten sein. Wie Antje Stoffel betont, ist Werbung auf beiden Seiten notwendig, besonders aber sind für sie Wohnraum-Angebote wichtig.
Miete gegen zeitliches Engagement
Kurz gesagt wird bei «BeneWohnen» ein Zimmer mit Zeit bezahlt. Die Überweisung der Zeit erfolgt über ein Zeit-Konto. Die logisberechtigte Person kann die Zeit, die sie für die Vermietung eines Zimmers erhalten hat, auch für andere Angebote innerhalb der gesamten Zeitbörse Benevol einsetzen. Wohnraum-Anbieter verfügen über Wohnraum, den sie gegen zeitliches Engagement vermieten möchten. Logisnehmer sind in der Regel in der Region St.Gallen in Ausbildung und suchen ein Zimmer, für das sie bereit sind, mehrere Dienstleistungen pro Monat zu erbringen. «BeneWohnen» ermöglicht so den Austausch unter Generationen. Es können neue Kontakte geknüpft werden, in dem nicht Geld bezahlt wird, sondern Leistungen getauscht werden.
Die Miete in Form von Stunden richtet sich nach der Quadratmeterzahl des Zimmers. Für ein Zimmer von zwölf Quadratmetern hat die logisnehmende Person jeden Monat zwölf Stunden Arbeit zu leisten. Die Spanne erstreckt sich auf zehn bis 15 Stunden pro Monat. Die übertragenen Aufgaben können sehr vielseitig sein. Dies kann in Form von Gartenpflege, Erledigung des Einkaufs, Unterstützung im Umgang mit neuen technischen oder elektronischen Geräten und ähnlichen Dienstleistungen geschehen. Antje Stoffel hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem die Mithilfe bei der Computer-Bedienung sehr geschätzt ist. Auch schon bestand die geleistete Arbeit unter anderem in der Abholung vom Flughafen am Ende der Ferien, Schneeschaufeln, Einkaufen, Spaziergang mit dem Hund, Hausaufgabenhilfe für die Tochter, Kinderbetreuung und Tennisunterricht.
Mit Einfühlvermögen Wohngemeinschaften gebildet
Nach einer Anmeldung einer Interessentin oder eines Interessenten nimmt Antje Stoffel Kontakt auf. Es gilt, geeignete Wohnpartnerschaften zu bilden. Sie nimmt daher sehr sorgfältige Abklärungen vor. Genau lässt sie sich die Vorstellungen über die zu findende Partnerschaft erklären, um Enttäuschungen zu vermeiden. Für beide Parteien stellt das gesellschaftliche Zusammenleben einen wichtigen Mehrwert dar.
Für beide Parteien ist die Mitgliedschaft bei der Zeitbörse Benevol eine Voraussetzung. Die Vermittlungsgebühr pro Partnerschaft beläuft sich auf hundert Franken für die logisnehmende Person.
Schriftliche Vereinbarung
Die Wohnpartnerschaft basiert auf einem schriftlichen Vertrag. Dieser regelt das Austauschverhältnis. Die Vereinbarung hat mietrechtliche und arbeitsrechtliche Betandteile. Vorgeschrieben wird überdies ein Übernahmeprotokoll des Mietobjekts bei Vertragsbeginn und Rückgabe des Mietobjekts. Da es um ein Anstellungsverhältnis geht, sind auch Sozialversicherungsleistungen zu erbringen. Diesbezüglich laufen noch Abklärungen mit der Sozialversicherung.
Für beide Parteien ist die Mitgliedschaft bei der Zeitbörse Benevol eine Voraussetzung. Die Vermittlungsgebühr pro Partnerschaft beläuft sich auf hundert Franken für die logisnehmende Person.
Dreijähriges Pilotprojekt
Bei «BeneWohnen» handelt es sich um ein dreijähriges Pilotprojekt, welches heute grossmehrheitlich durch die drei St.Galler Hochschulen finanziert wird. Daneben erhält «BeneWohnen» auch Unterstützung durch die Stadt und die Ortsbürgergemeinde St.Gallen sowie von der Age-Stiftung. Vor
allem in Deutschland ist das System in Hochschulstädten stark verbreitet. Zürich fährt mit einer ähnlichen Lösung wie St.Gallen gut.
Franz Welte