«Ich bin an meine Grenzen gestossen»
Die St.Gallerin Melanie Akermann betreibt Bodybuilding und holt den Gesamtsieg am Internationalen Swiss Cup
Es ist rund drei Jahre her, dass Melanie Akermann mit Kraftsport begann - nun holte die 26-jährige St.Gallerin in der Bikiniklasse den Gesamtsieg am Internationalen Swiss Cup Bodybuilding. Dafür trainierte sie in den letzten Monaten intensiv und erlaubte sich kaum mehr ein «Cheat-Meal».
Bodybuilding «Mit dem Kraftsport habe ich begonnen, weil ich einige Kilos verlieren wollte. Kurz darauf lernte ich eine Kollegin kennen, die in der Bikiniklasse im Bodybuilding startete», erzählt Melanie Akermann. Sie habe ihre Kollegin damals sehr bewundert. Dass sie selbst allerdings das Durchhaltevermögen dafür hätte, davon sei sie damals nicht ausgegangen: «Ich esse für mein Leben gerne und verzichte nur ungern für eine lange Zeit auf Schokolade.» Bereits damals habe sie mithilfe einer App ihr Essen überwacht: «Ich hatte aber nicht wirklich Ahnung davon und ass einfach, was ich für gesund hielt. Zusätzlich trainierte ich dreimal die Woche. Doch irgendwann packte mich die Motivation und ich wollte mehr erreichen», so Akermann. Ihr jetziger Coach habe damals gesagt: «Die Masse fürs Bodybuilding ist auf jeden Fall da. Also habe ich beschlossen, meinen Körper an seine Grenzen zu bringen.»
Vorbereitungen seit Januar
Zu Beginn dieses Jahres habe sie mit den Vorbereitungen für den ersten Wettkampf begonnen. «Anfangs durfte ich am Sonntag noch «cheaten», also eine ungesunde Mahlzeit zu mir nehmen. Das eskalierte jeweils: Schokolade, Burger, Pizza und so weiter», erzählt die 26-Jährige mit einem Lachen. Doch unter der Woche habe sie sich strikt an ihren Plan gehalten und vier Kilogramm abgenommen. «Die Fitnesscenter waren zu dieser Zeit geschlossen und so baute ich meine Wohnung in ein kleines Gym um. Bis im Juni ein anderer Wind wehte», erzählt sie. Sechsmal die Woche habe sie je 75 Minuten Cardio-Training auf dem Spinningbike betrieben. «Ich mochte das gar nicht, doch die Motivation für einen Wettkampf-Sieg wurde immer grösser, so dass ich jedes Training durchzog.» Dazu sei auch noch fünfmal die Woche Krafttraining hinzugekommen. Und auch beim Essen habe sie ihren ausgewählten Plan verfolgt: «Am Sonntag ass ich nur Gemüse und Eiweiss, am Abend durfte ich dafür einen Burger mit einer Portion Pommes geniessen. Dies jedoch nur bis Mitte Juli - von da an gab es kein «Cheaten» mehr.» Und der Erfolg habe sich schnell eingestellt - zu schnell: «Nach zehn Wochen liess mein Coach das Cardio-Training weg, da ich bereits zu «rippig» aussah. Das war eine der besten Nachrichten, die ich jemals von meinem Coach bekommen habe.»
Am liebsten geheult vor Freude
Als Akermann im September die Ausbildung zur Lokführerin begann, sei eine strenge Zeit angebrochen: «Die letzten fünf Wochen vor dem Wettkampf waren schleppend. Ich bin über meine Grenzen gegangen und wenn ich ehrlich bin, wollte ich einige Male aufgeben», sagt die St.Gallerin. Doch dank der Unterstützung ihres Freundes habe sie es trotzdem geschafft. Am Wettkampftag sei die Nervosität allerdings ins Unermessliche gestiegen: «Als ich meine Konkurrentinnen sah, hatte ich mich schon abgeschrieben. Ich fühlte mich auf einmal wieder viel zu dick und zu massig neben den Bikinigirls. Man verliert in einer solchen Diät komplett das eigene Körperbild und sieht nur noch das Negative», erzählt die 26-Jährige. Den ersten Sieg holte sie sich in der Kategorie «Bikini up to 162cm». Dank diesem Erfolg qualifizierte sie sich für die Ausmarchung um den Gesamtsieg, den Akermann schliesslich ebenfalls holte. «Ich konnte es fast nicht glauben und hätte am liebsten vor Freude geheult. In diesem Moment waren alle negativen Momente vergessen und ich wusste, wofür ich die letzten Monate trainiert habe», so die neue Gesamtsiegerin des Internationalen Swiss Cups Bodybuilding. Dank diesem Sieg qualifizierte sich die St.Gallerin für die Schweizermeisterschaft, die im November stattfindet: «Diesen Titel will ich unbedingt holen!»
Von Cynthia Sieber