FC St.Gallen auf der Suche nach defensiver Stabilität
Im ersten Meisterschaftsviertel haben die Ostschweizer die meisten Gegentreffer der gesamten Liga kassiert
Bereits seit acht Spieltagen und zweieinhalb Monaten wartet der FC St.Gallen auf seinen zweiten Saisonsieg. Am Sonntag steigen die Espen mit einem Heimspiel gegen Servette ins zweite Meisterschaftsviertel. Gegen die Genfer haben die St.Galler nach dem 1:5 vor Monatsfrist etwas gutzumachen.
Fussball Das erste Meisterschaftsviertel verlief definitiv nicht nach dem Gusto des FC St.Gallen: Nur gerade ein Sieg aus neun Partien, erst sechs Punkte auf dem Konto, die meisten Gegentreffer und zuletzt in der Meisterschaft gleich vier Niederlagen hintereinander kassiert. Dabei waren die Leistungen zu Saisonbeginn gerade in den Heimspielen noch sehr ansprechend. Gegen Luzern und Sion liessen sich die St.Galler allerdings vier Punkte durch Gegentreffer tief in der Nachspielzeit entgehen, gegen Zürich zwei weitere nach dreimaliger Führung. Doch seit jener attraktiven Partie gegen den damaligen Tabellenführer aus Zürich, die von allen Beteiligten als beste Werbung für den Schweizer Fussball bezeichnet wurde, gelang den St.Gallern gelinde gesagt nicht mehr viel. Gegen Servette lag die Zeidler-Elf bereits nach 26 Minuten mit 0:4 im Rückstand und konnte letztlich froh sein, nur 1:5 verloren zu haben. Nach den Partien gegen Basel und YB fiel das Fazit der Beteiligten zwar jeweils durchaus positiv aus, doch Punkte konnten die Ostschweizer auch gegen die beiden Spitzenteams nicht holen.
Grün-weisse Brille weglegen
Ohne grün-weisse Brille muss man zu diesen Partien ausserdem konstatieren: Ja, am Willen hat es nie gefehlt, ja gegen Basel wäre bei einem Elfmeterpfiff nach dem Foul an Besio durchaus ein Punktgewinn möglich gewesen und ja, gegen YB hat man sich angesichts der Absenzenliste letztlich tapfer geschlagen. Aber Fakt ist eben auch: Basel hatte in der 1. Halbzeit die weit bessere Spielanlage, schien die ganze Partie über gefährlicher und erzielte letztlich eben auch zwei Tore. Und gegen YB lag es auch am Gegner, seinem fahrlässigen Umgang mit Topchancen und seinem starken Nachlassen nach dem 2:0, dass die St.Galler nicht mit einer Packung nach Hause reisen mussten. Eine solche kassierten die Espen dafür anschliessend gegen den Grasshopper Club, der bis dahin die zweitwenigsten Tore geschossen hatte, gegen St.Gallen aber gleich fünf Treffer erzielen konnte. Natürlich kann man nach den Partien gegen Basel und YB auf die ganz anderen Möglichkeiten dieser Spitzenclubs verweisen. Peter Zeidler könnte zahlreiche Spieler, die gegen sein Team bei diesen beiden Gegnern auf der Bank sassen, in seinem Ensemble bestens gebrauchen. Aber diese Feststellung bringt genauso wenig Punkte wie eine tapfere Leistung, die trotzdem in einer Niederlage mündet. Und nach Auftritten wie gegen Servette und GC fällt es wohl selbst den grössten Optimisten schwer, das Positive zu finden.
Anschluss nicht verlieren
Mit Leistungen wie diesen und den unnötigen Punktverlusten in den Heimspielen zu Beginn der Saison haben sich die St.Galler in eine ungemütliche Lage manövriert. Zwar liegen sie dank den ebenfalls schwächelnden Teams von Luzern und Lausanne noch immer auf Rang 8, aber der Anschluss ans Mittelfeld droht bereits früh in der Saison verloren zu gehen. So hat mit Servette der Gegner vom Sonntag auf Rang 6 bereits sechs Zähler mehr auf dem Konto. Bei einer weiteren Niederlage wird die Differenz also schon sehr gross. Doch im Fussball kann es bekanntlich sehr schnell gehen: Ein Sieg gegen die Genfer und die Tabelle sieht schon wieder viel besser aus. Und Peter Zeidler hatte dank der Nationalmannschaftspause ja ausreichend Zeit, sein Team für die kommenden Aufgaben vorzubereiten. Dass der FCSG trotz offensiver Ausrichtung zu mehr defensiver Stabilität finden muss, versteht sich nach den letzten Auftritten von selbst.
Von Tobias Baumann