Cécile Koch
Hilft Kindern und Jugendlichen aus Alkoholiker-Haushalten.
2017 wurde die Falkensteig Academy ins Leben gerufen, um jungen Tennisspielern die Möglichkeit zu bieten, den Weg zu einer Karriere im Spitzensport in St.Gallen beginnen zu können. Aktuell umfasst die höchste Leistungsstufe vier Spielerinnen, die alle in ihrem Jahrgang die Nummer 1 der Ostschweiz sind.
Tennis «Ziehen die Kids irgendwann weiter, sollen sie sagen, wir hatten eine coole Zeit mit Stefan und seinem Team. Sehen wir einen der Spieler dereinst an einem grossen Turnier, wäre das umso schöner», erklärt Stefan Bokor, Headcoach in der Tennisschule Falkensteig, zu seinen Zielen als Trainer in der 2017 ins Leben gerufenen Academy. Einen Spieler auf die ATP-Tour oder eine Spielerin auf die WTA-Tour zu bringen, sei ein Traum für jeden Tennislehrer. Bokor weiss allerdings aus eigener Erfahrung, wie steinig der Weg nach oben ist, gehörte er doch als Jugendlicher dem serbischen Nationalkader an, musste aber den Traum von einer grossen Karriere nach einer schweren Verletzung früh aufgeben. Als Sparringpartner und Coach von Junioren reiste der gebürtige St.Galler dennoch mit dem Tennistross um die Welt. «Als ich die Chance bekam, im Falkensteig etwas aufzubauen, wollte ich diese unbedingt nutzen. Das ist eine Herzensangelegenheit, denn hier habe ich mit fünf Jahren selbst meine ersten Bälle geschlagen», erzählt der Sohn serbischer Einwanderer.
In der 2014 fertig gebauten Tennishalle im Falkensteig unterrichtet Bokor nun täglich den Tennisnachwuchs aus der Region. «Als ich 2013 kam, hatten wir einen einzigen Junior. Inzwischen sind es über 200», erzählt Bokor. Neben den Breitensportlern wolle er auch jenen Kids in St.Gallen eine Perspektive bieten, die den Traum vom Spitzensport lebten. So wurde das Konzept einer Academy mit vier Leistungsstufen ausgearbeitet. Die Mitglieder trainieren täglich und sind überwiegend zwischen acht und vierzehn Jahre alt. «Noch vor einigen Jahren hätte ich tägliche Trainings in diesem Alter für übertrieben gehalten, aber das Niveau ist international dermassen gestiegen, dass dies nötig ist», erklärt Bokor. Bei einem solchen Trainingsaufwand sei es aber entscheidend, dass der Spass nicht zu kurz kommt. «Unsere Kids würden teilweise am liebsten den ganzen Tag im Falkensteig verbringen.» Auch seien unter den Spielern viele Freundschaften entstanden. Die ersten Erfolge hätten sich auch sehr schnell eingestellt. So habe sich eine Spielerin für die U10-WM in Kroatien qualifiziert, gar drei der vier Kaderspielerinnen hätten die Qualifikation für die Schweizermeisterschaft geschafft, berichtet Bokor.
Die Eltern indes müssen einen hohen finanziellen Aufwand auf sich nehmen, wenn sie in eine Tenniskarriere ihrer Kinder investieren. Im Falkensteig kostet die Teilnahme im Kader 400 Franken pro Woche, macht bei 40 Wochen im Jahr 16'000 Franken - die Kosten für die Reisen an die Turniere und die Anmeldegebühren sind dabei noch nicht eingerechnet. «Immerhin bis zu 4'000 Franken erhalten die Kaderspieler dank unseren namhaften Sponsoren zurück», erklärt Bokor. Ihm sei aber sehr wohl bewusst, welch grossen Aufwand die Eltern auf sich nähmen. Andere Tennisakademien seien gar noch deutlich teurer. «Für mich hätte die Teilnahme am Programm von Swiss Tennis damals 30'000 Franken pro Jahr gekostet. Das konnten sich meine Eltern nicht leisten, weshalb ich jeweils mehrere Monate im Jahr in Serbien trainiert habe», erinnert sich Bokor. Der Grundsatz im Falkensteig laute «Talent beats money», also Talent schlägt Geld. Entsprechend versuche man, für alle Kids eine Lösung zu finden.
Bokor betont aber auch, dass neben dem finanziellen Aufwand eine Familie zusätzlich viele Opfer für eine Karriere erbringen müsse. Fast jedes Wochenende stehe ein Turnier auf dem Programm und so sei die Familie oft getrennt. Man müsse den Eltern klar aufzeigen, was Spitzensport bedeute, denn oft würden diese ihren Spross für den nächsten Roger Federer halten. «Aber das ist nicht die Realität. Doch es braucht auch Tennislehrer, Coaches und Sparringpartner. Oder die Kids können dereinst dank dem Tennis aufs College. Und ausserdem lernen sie viel, das sie im Leben brauchen können», zeigt sich Bokor überzeugt.
Von Tobias Baumann
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