Bodybuilding als Lebenseinstellung
Die St.Gallerin Nina Moggi kürt sich in ihrem ersten Wettkampf zur Schweizer Meisterin in der NPC-Figurenklasse
Nach einer langen Zeit, in der sie unter einer Essstörung litt, entschied sich die mittlerweile 25-jährige Nina Moggi, ihr Leben umzustellen. Sie fing an, ins Fitnessstudio zu gehen und lernte durch ihren Ex-Freund, welcher ebenfalls Bodybuilding betreibt, ihre neue Leidenschaft kennen. Erst kürzlich startete sie ihre Wettkampfkarriere und dies überaus erfolgreich.
Bodybuilding «Im Herbst begann ich mit meiner ersten Wettkampfsaison und war sehr erfolgreich. Ich konnte an meinem ersten Wettkampf in Brugg die Schweizermeisterschaft gewinnen und qualifizierte mich somit für den internationalen Wettkampf in Bukarest, Rumänien», erzählt Nina Moggi. Dort habe sie den zweiten Platz in der Kategorie «Figur» geholt. Zwei Wochen später sei sie dann an ihren letzten Wettkampf in Alicante, Spanien geflogen und habe ebenfalls den ersten Platz in ihrer Kategorie geholt. «Im Gesamtstechen für die Profilizenz bin ich dann leider zweite geworden. Knapp an der Profi-Lizenz - der Pro Card - vorbei.» Doch bevor Moggi mit dem Bodybuilding begann, sei sie lange in Behandlung aufgrund ihrer Essstörung gewesen: «Als ich diese abgeschlossen hatte, war ich unzufrieden mit meinem Körper und wollte etwas ändern. Also habe ich damals mit einer Freundin beschlossen, das Fitnessstudio zu besuchen», erklärt Moggi. Anfangs trainierte die St.Gallerin noch einmal pro Woche und machte meistens Cardio- und Ausdauertraining. «Ich lernte immer mehr dazu: Von der Ernährung bis zum Training. Später lernte ich meinen Ex-Freund im Fitnessstudio kennen. Er hatte sich zu dieser Zeit für einen Bodybuilding-Wettkampf vorbereitet - so kam ich das erste Mal in Berührung mit diesem Sport.»
Kein Sport, sondern eine Lebenseinstellung
Wobei Bodybuilding für Moggi eigentlich gar kein Sport, sondern eine Lebenseinstellung und ein Lifestyle sei. Auch habe ihr das Bodybuilding vieles über das Leben gelernt: «Erfolg zu haben, bedeutet einen Marathon zu laufen - nicht einen Sprint», so die 25-Jährige. In den knapp fünf Jahren, in welchen Moggi mittlerweile fünf- bis sechsmal die Woche trainiert und auf ihre Ernährung achtet, habe sie viel Selbstvertrauen, Disziplin und Durchhaltewillen dazugewonnen. «Ich bin nicht nur körperlich, sondern auch mental sehr gewachsen. Für mich sind die Stunden, die ich jeweils im Gym verbringen darf wie eine Therapie. Dort kann ich meinen Kopf abschalten und mich voll auf mich selbst konzentrieren.» Doch nicht nur das eigene Durchhaltevermögen sei beim Bodybuilding wichtig: «Es ist auch wichtig, ein stabiles Umfeld zu haben. Menschen, welche einen unterstützen, aber auch solche, die nichts mit dem Sport zu tun haben und einen ablenken», erklärt Moggi. Konstruktive Kritik und Denkanstösse aus ihrem Umfeld seien für sie sehr wichtig.
Training vor einem Wettkampf
«In der sogenannten Off-Season trainiere ich mit relativ schweren Gewichten und wenigen Wiederholungen. Vor einem Wettkampf wird dann nicht mehr so schwer trainiert, da dies energietechnisch meist nicht mehr möglich ist, da die Kraft stark nachlässt. Dort setzt man mehr auf Wiederholungen und weniger Gewicht. Zudem wird meist das Cardiotraining erhöht», erklärt Moggi. Denn im Aufbau diene das Cardiotraining nicht zur Gewichtsabnahme, sondern eher zur Verbesserung des Herz-Kreislaufsystems. Die Vorbereitungszeit vor einem Wettkampf belaufe sich auf jeweils 14 bis 16 Wochen: «Es ist ein kontrolliertes Verhungern, nicht mit einer Lifestyle-Diät zu vergleichen und alles andere als gesund», so die 25-Jährige. Bei Moggi seien es knapp 14 Kilogramm Gewichtsverlust zwischen der Off-Season und dem Wettkampftag gewesen. Speziell Frauen müssten jedoch ihren Hormonhaushalt kennen und verstehen, was der Sport für Risiken und Folgen haben könne. «Da die Vorbereitung, wie bereits erklärt, ein kontrolliertes Verhungern darstellt, ist der weibliche Körper in den letzten Wochen der Diät nicht mehr fähig, einen normalen Zyklus zu produzieren. Hier sind Blutbilder und regelmässige Checks beim Arzt sehr wichtig», weiss die Bodybuilding-Schweizermeisterin.
Doping im Spitzensport
«Leistungssteigernde Substanzen sind im Spitzensport lange kein Geheimnis mehr - nur wird nicht gerne darüber gesprochen und meiner Meinung nach immer noch zu wenig Aufklärung betrieben. Im Gegensatz zu anderen Sportarten ist es beim Kraftsport sehr offensichtlich und visuell greifbar», so Moggi. Solche Substanzen seien aber nicht zu empfehlen: «Der erste Schritt muss durch die intrinsische Motivation kommen. Als ideal erachte ich es, wenn man einige Jahre einfach nur im Fitnessstudio trainieren geht und seine Ernährung optimiert.» Danach könne man sich entscheiden, ob man den Wettkampfsport betreiben möchte. «Es ist aber auch wichtig, dass man sich informiert und bereit dazu ist, die Zeit und das Geld dafür zu investieren. Mir selbst hat es geholfen, viel über das Thema Bodybuilding und Fitness zu lesen, Podcasts zu hören und YouTube-Videos zu schauen. Wobei auch dort Vorsicht geboten ist», so die St.Gallerin. Die St.Gallerin ist der Meinung, dass es jede und jeder auf die Bühne schaffen könne, wenn die gesundheitlichen Voraussetzungen passen würden und man den Willen mitbringe. «Ob man es aber an internationale Wettkämpfe und die Weltspitze schafft, hängt auch von den genetischen Faktoren und der Symmetrie ab.»
Von Cynthia Sieber