Karl Grob
gab sein Fachwissen an seine Berufskollegen im Benin weiter.
Werner Alder ist Hackbrett- und Möbelbauer aus Leidenschaft, zudem ein Nachkomme der bekannten Streichmusik Alder-Dynastie – auch er hat die Liebe zur Appenzeller Musik für sich entdeckt.
Musik Die Treppe auf dem Weg zu Werner Alder knarzt unter den Füssen und wenn man seine geräumige Werkstatt betritt, duftet es nach Holz, dessen feiner Staub im Licht der Sonne sichtbar wird. Werner Alder hat einen kräftigen Händedruck und eine direkte, freundliche Art. Der gelernte Antik- und Möbelschreiner ist seit über 40 Jahren auch passionierter Hackbrettbauer. «Als ich 1979 im zweiten Lehrjahr meiner Ausbildung war, fragte mich mein Vater, ob ich ihm ein Hackbrett bauen könne – ich sagte ihm, ich würde es probieren», erzählt Alder. Gesagt, getan. Er erhielt beim Bau seines allerersten Instrumentes Unterstützung und sein Vater spielte lange auf jenem Hackbrett. «Es ist bis heute noch spielbar», so Alder. Damals habe er noch nicht gewusst, worauf es im Detail ankomme – dieses Wissen habe er sich aber in den vergangenen 40 Jahren bestens aneignen können. «Ich bin allerdings noch immer auf der Suche nach dem guten, wenn nicht gar dem perfekten Ton. Auch wenn ich mich frage, ob es diesen perfekten Ton überhaupt gibt», sagt Alder. Das Hackbrett habe stets einen Klang, der vielleicht nicht ganz so klar sei, wie bei einem Klavier. Das gehöre aber womöglich zum Charakter dieses Instruments. «Was natürlich nicht bedeutet, dass es schief klingen darf. Der Reiz am Hackbrettbau ist für mich, dass jeder einzelne Ton schön klingt», so Alder. Sein Vater hat mit der Frage nach einem eigens durch den Sohn gebauten Hackbrettes etwas losgetreten. «Immer mal wieder wurde ich von Musikerinnen und Musikern gefragt, ob ich ein Hackbrett für sie bauen könnte», so Alder. Er habe eine gute Zeit erwischt. «Ich habe auf vielerlei Art Glück gehabt: Ich habe einen Beruf erlernt, der mich immer noch begeistert, kam mit dem Hackbrettbau auf ein Nischenprodukt, mit dem es stets nur aufwärts ging und bin in einer Generation gross geworden, in der kein Krieg herrschte und alles nur bergauf ging», sagt Alder. Seine Werkstatt ist wie das gleichnamige Theater in der Alten Stuhlfabrik untergebracht. «Diese wunderbare Möglichkeit erhielt ich vor 20 Jahren – ich habe viel Platz, die Räume sind hell und man kann daraus noch einiges machen», sagt Alder. Er wolle dem Kunsthandwerk aus dem Appenzellerland Raum bieten. «Ich habe die Vision, dem Gebäude mehr Leben einzuhauchen. Ich bin gespannt, wie gut mir das gelingen wird», sagt er.
Als Nachkomme der Streichmusik Alder wuchs er mit den Klängen des Hackbretts auf und kam früh damit in Berührung. «Es war das einzige Instrument, welches mich immer begeistert hat. Der Klang löst stets etwas aus – mir gefällt, dass ich mit dem Hackbrett lüpfig, jazzig, klassisch und volkstümlich spielen kann. Die Bandbreite gefällt mir sehr», sagt er. Beim Zäuerli könne es auch mal melancholisch werden, dass bewege die Leute sehr, gerade an Abdankungen. «Musik ist eine Sprache, die mich fasziniert.» Alders Stammformation ist die Kapelle «Echo vom Säntis», zudem ist er mit Maya Stieger, einer Geigerin, unterwegs. «Ein, zwei Mal im Jahr spiele ich im Zürcherischen auch bei klassischen Konzerten, das fordert mich immer sehr heraus. Ich bin in der Volksmusik zu Hause, klassisch spiele ich daher selten und muss jeweils meinen Einstieg wieder finden», erzählt Alder. Er findet in beiden Bereichen Aspekte der Musikrichtung, die ihm gut gefallen. Die Appenzeller Volksmusik habe sich über die Jahre verändert, es sei experimentiert und es seien verschiedene Stilrichtungen ausprobiert worden. Dennoch würden die alten Stücke auch heute ihren festen Platz haben. Werner Alder ist es wichtig, zu experimentieren, das tut er nicht nur in der Musik, sondern auch im Hackbrettbau. «Da versuche ich immer mal wieder etwas Neues, setze Teile anders ein und schaue, was passiert. Zuoberst steht aber immer der gute Ton», so Alder.
Das traditionelle Appenzeller Hackbrett ist 25-chörig und hat 125 Saiten, es gibt aber schweizweit und weltweit viele verschiedene Arten von Hackbrettern. Das Hackbrett ist ein sehr beliebtes Instrument, laut Alder auch bei Nachwuchsmusikern. «Gäbe es keinen Nachwuchs und keine Lehrpersonen, die den Nachwuchs unterrichten, hätte ich keine Arbeit. Daher bin ich sehr dankbar, dass es ein beliebtes Instrument ist und den Anfängern so motiviert beigebracht wird», sagt Alder. Er fertigt Hackbretter für Anfängerinnen und Anfänger sowie für Profis an – diese unterscheiden sich immer. Würde Alder nur Hackbretter machen, hätte er rund zwei Monate für den Bau eines Instruments. Er hält aber auch noch Vorträge, spielt selbst und baut Möbel – ein umtriebiger Mann, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat. «Jetzt brauche ich ein neues Hobby», sagt er und lacht. In den kommenden fünf Jahren werde im Gebäude viel passieren. «Wie gesagt, soll auch Neues Platz finden. Leute sollen mit Freude hier wirken können, wie ich es kann – wie, das wird sich zeigen.»
Stefanie Rohner
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