Dietmar Grichnik
HSG bei Start-upGründungen unter den besten Unis im DACH-Raum.
Martin Bachofner. z.V.g.
Am 26. Juni findet im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen ab 16 Uhr der CEO-Talk statt. Was beschäftigt Ostschweizer Führungskräfte? Beim CEO-Talk geben Persönlichkeiten Einblick in ihren Alltag. Nach einem Kurzreferat von Stiftungs-CEO Martin Bachofner über aktuelle Herausforderungen findet eine Diskussionsrunde statt.
CEO-Talk Die grösste Herausforderung ist laut Martin Bachofner unter anderem der Fachkräftemangel. «Der Fachkräftemangel besteht nicht, weil es an Talenten fehlt, sondern weil diese sich vermehrt für Angebote aus grossen Städten entscheiden. Dort locken deutlich höhere Löhne, mit denen viele Unternehmen in der Ostschweiz kaum konkurrieren können», sagt Bachofner. Hinzu komme der gesellschaftliche und demografische Wandel. Was ist Arbeit? Welche Werte gelten heute und wie haben sich diese im Laufe der Zeit verändert? «Die Anforderungen an die Arbeitsbedingungen haben sich stark verändert, was zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle und -orte angeht. Das wiederum ist herausfordernd für viele Arbeitgebende und Führungskräfte», meint Bachofner.
Wirtschaftliche Unsicherheiten haben Einfluss auf die Planung, insbesondere bei der Finanzierung. Das löst das Kinderdorf Pestalozzi damit, dass die strategischen Zyklen kürzer werden und die Stiftung flexibler in der Umsetzung der Strategie wird. «Das hat seine Vorteile. Fokussiert man dabei speziell auf die Finanzierung, so ist 'Diversifizierung' das Schlagwort. Wir müssen die Abhängigkeit – zum Beispiel von einer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) – reduzieren und dabei unsere Ertragsquellen diverser gestalten», sagt Bachofner. So sieht die Stftung auch Chancen für strategische Partnerschaften mit der Wirtschaft, wenn es um die Diskussion rund um Nachhaltigkeit geht. «Gerade in der Domäne der sozialen Nachhaltigkeit sehen wir uns als idealen Partner für viele Konzerne aber auch KMU.»
Damit das Kinderdorf auch morgen noch relevant ist, ist für Bachofner klar: «Ohne Zugang zu einer inklusiven und qualitativen Bildung ist unsere Welt verloren. Solange es Menschen gibt, wird es immer Bildung brauchen. Auf der Nachfragenseite werden wir also keine Probleme haben. Das Kinderdorf in Trogen ist unsere Geschichte, unser Symbol. Dieses gilt es, in die Zukunft zu überführen», sagt der CEO der Stiftung. Dies erfolgt durch Sanierung der Infrastruktur, durch Veränderung der kommunikativen Wahrnehmung. «Hand aufs Herz: Wer weiss wirklich, wofür wir heute stehen und was wir daraus machen?», fragt er sich. Viele Menschen würden das Kinderdorf immer noch in das multikulturelle Kriegswaisendorf vor 80 Jahren verorten. «Seither hat sich sehr vieles verändert. Wir müssen hart daran arbeiten, dass sich auch das Wissen über uns verändert. Dies tun wir mit innovativen Kommunikations- und Bildungsprojekten», so Bachofner.
Nicht nur der externen, sondern auch der internen Kommunikation misst er eine grosse Bedeutung bei. «Gute Führungskommunikation in herausfordernden Phasen bedeutet, klar und transparent zu informieren, empathisch zuzuhören und regelmässig den Dialog zu suchen», sagt Bachofner. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist in 14 Ländern tätig und beschäftigt dort auch Mitarbeitende. «Am Hauptsitz in Trogen dominiert ebenfalls die Vielfalt. Das Rezept für die Führung solcher Teams ist simpel, die Umsetzung anspruchsvoll. Es braucht eine 'interkulturelle Sensibilität'», so der CEO. Mit Empathie, Respekt und Verständnis für andere Perspektiven gehe man an Konflikte heran. «Wichtig ist, Unsicherheiten offen anzusprechen, Verlässlichkeit zu zeigen und Mitarbeitende einzubeziehen. So entsteht Vertrauen, Orientierung und Zusammenhalt.» Vertrauen sei nicht nur innerhalb des Teams wichtig, sondern auch von aussen. «Als mehrheitlich spendenfinanzierte Organisation ist die Reputation ein zentrales Gut», sagt er. Allerdings sei man oft Spielball diverser Anspruchsgruppen – nach dem Motto «die Schlagzeile dominiert das Geschäft». Aus Sicht der Organisation sei es dann von Bedeutung, dass man transparent kommuniziert. «Dazu gehört auch, zu Fehlern zu stehen.» Hinterher sei man immer klüger. «Wenn man ein reflektierter Mensch ist, hat man ganz viele solche Aha-Erlebnisse. Mal hat man den Markt falsch analysiert, mal Verhandlungspartnerinnen und -partner unterschätzt, oder man ist jemandem unnötigerweise auf die Füsse getreten», sagt Bachofner. Jungen Führungskräften kann er deshalb folgendes auf den Weg mitgeben: «Praktiziert von der ersten Minute im Umgang mit eurem Team das sogenannte Makromanagement. Fokussiert euch auf das grosse Bild, überlasst das Mikromanagement eurem Team. Sie sind die Spezialisten und wissen, wie es geht», betont Bachofner. Selbstverständlich müsse der Grad der Zielerreichung überwacht werden. Das könne man allerdings sehr smart und wertschätzend tun, ohne dass man als Pedant abgestempelt wird. Für den Talk vom 26. Juni hat es derzeit noch freie Plätze. «Wer zuerst kommt, lacht am längsten. Demzufolge kann mit ungeschminkten Beispielen aus meinen Erfahrungen gerechnet werden, welche manchmal auch zum Schmunzeln verleiten», meint Bachofner.
Stefanie Rohner
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