Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Alexandra Höhener gewann 2022 die Swiss Skills. z.V.g.
Die Malerin Alexandra Höhener aus Teufen nimmt an den Berufsweltmeisterschaften «WorldSkills» in Lyon teil. Sie muss sich während drei Wettkampftagen in verschiedenen Disziplinen gegen Malerinnen und Maler aus aller Welt beweisen.
World Skills Vom 10. bis 15. September finden in Lyon die «WorldSkills» statt. 45 Schweizerinnen und Schweizer aus 41 Berufen nehmen an den Berufsweltmeisterschaften teil, insgesamt sind es 1’500 junge Talente aus 65 Nationen. Alexandra Höhener aus Teufen hat sich als Siegerin der «SwissSkills» 2022 in ihrem Beruf für die «WorldSkills» qualifiziert. «Das war ein Moment, den ich gar nicht richtig realisiert habe. Erst Tage später kam das so richtig bei mir an», erinnert sich Höhener zurück.
An den Berufsweltmeisterschaften muss Höhener in verschiedenen Disziplinen ihr Bestes geben. Sie muss Türen und Rahmen streichen, tapezieren und vieles mehr. «In der Kategorie Design müssen wir zum Beispiel ein Sujet von einem A3-Plan vergrössert Freihand an die Wand malen. Es darf kein Klebeband eingesetzt werden», so Höhener. In der Kategorie Speed wird auf Zeit gearbeitet – dort müssen vereinfachte Formen von einem Plan ihren Platz an der Wand finden. «Wir müssen ausmessen, alles möglichst schnell mit Klebeband versehen und mit den richtigen Farbtönen streichen», sagt die Malerin. Die Farbtöne werden tags zuvor angemischt, auch diese werden bewertet. Die letzte Kategorie ist die freie Technik. Dort darf das Motiv selbst ausgewählt werden, es müssen an der Wand aber mindestens zwei bis drei verschiedenen dekorative Techniken ersichtlich sein. In jeder Kategorie wird mit einem Bewertungskatalog gearbeitet, gewisse Kategorien geben viele, andere weniger Punkte.
Alexandra Höhener trainierte jeden Freitag für die Berufsweltmeisterschaften, ebenso jeden zweiten Samstag. «Es fanden zusätzlich Teamwochenenden, eine Trainingswoche, drei Wettkampfsimulationen und ein Freundschaftswettkampf in Finnland statt», sagt sie. Es sei spannend gewesen, zu sehen, wie es am Wettkampf unter Druck laufen kann. Wie sie abschneiden wird, könne sie nicht einschätzen. Die Schweizerinnen und Schweizer seien aber in den handwerklichen Berufen jeweils weit vorne platziert. «Ich möchte einfach mein Bestes geben. Der Rang steht dabei eher im Hintergrund, für mich ist wichtig, dass ich am Schluss des Wettbewerbs vor meinen Wänden stehen und sagen kann, das Maximum herausgeholt zu haben», meint Höhener. Es sei ihr mehr wert, glücklich und stolz auf die Arbeit zu sein, als eine Medaille nach Hause zu nehmen. «Ausserdem habe ich schon Techniken erlernt, die ich in der Lehre noch gar nicht kannte und kann an diesen feilen.»
Die grösste Herausforderung im Wettbewerb sieht sie für sich im Spritzen – die Türe muss mit drei Techniken bemalt werden und das Spritzen der Füllung ist Teil davon. «Ich brauche diese Technik eher selten, daher könnte das eine Herausforderung sein», meint sie. Hinzu kommen der Zeitdruck, die neue Umgebung und das Publikum. «Das versuche ich so weit es geht von mir abzuschirmen. Wir hatten dafür auch mentales Training», sagt Höhener. Ihre Stärken sieht sie darin, die Zeit für einzelne Aufgaben gut einschätzen zu können und darin, sehr exakt zu arbeiten. «Manchmal bin ich ein 'Tüpflischiiser'. Das ist wohl gut, ich darf mich einfach nicht darin verlieren», sagt sie und lacht. Schlussendlich werde vor Ort jeder Fehler machen. Die Person, die am wenigsten davon mache, werde zuoberst auf dem Podest stehen.
Das Malergeschäft Beat Rüthemann in St.Gallen, in dem sie arbeitet, unterstützte sie stets in ihrem Vorhaben, an den «WorldSkills» teilzunehmen. Ihr Chef und das Team werden dem Wettbewerb beiwohnen. «Mein Chef hat mir die Freiheiten gegeben, meinen Trainingsplan durchzuziehen – ab und an habe ich im Geschäft gefehlt und das war in Ordnung für ihn. Mehr noch, er freut sich sehr darüber, dass ich teilnehme», sagt sie. Sie hat schon die Lehre bei Beat Rüthemann absolviert und ist im Betrieb geblieben. Für Höhener war in der Oberstufe schon klar, dass sie eine Lehre im Handwerk absolvieren möchte, nicht aber in welchem. Zuerst hat sie im Gerüstbau geschnuppert, dann als Malerin und schliesslich noch als Plattenlegerin. «Irgendwann war mir klar, ich will Malerin werden. Mir gefällt, dass wir Räumen sehr schnell ein völlig neues Erscheinungsbild geben können», sagt sie.
Heute beginnt für Alexandra Höhener die unmittelbare Wettkampfvorbereitung. Zuerst geht es ins Pre-Camp, dann reist die Schweizer Delegation am 7. September weiter nach Lyon. Die Nervosität halte sich derzeit noch in Grenzen, werde wohl aber sicher kommen, wenn sie sich auf den Weg nach Lyon macht. «Ich mag es nicht so gerne, nicht zu wissen, was mich erwartet. Daher bin ich froh, dass die Arbeit mich ablenkt», sagt Höhener. Sie freut sich sehr darauf, neue Leute kennenzulernen. «Alle sind für das Gleiche vor Ort, das ist schön. Das Gesamterlebnis dürfte toll sein.»
Stefanie Rohner
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