Maria Pappa
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Der Kanton Appenzell Ausserrhoden hat entschieden: Die Bevölkerung wählte am Sonntag Susann Metzger (PU) in den Regierungsrat. Sie besetzt somit den frei werdenden Sitz von Alfred Stricker. Hansueli Reutegger ist der neue Landammann von Ausserrhoden, Daniel Hofmann neuer Oberrichter.
Wahlen Im Wahlstübli herrschte am Sonntag eine angespannte, erwartungsvolle Stimmung. Die Kandidatinnen Barbara Giger-Hauser (parteilos) und Susann Metzger (PU) warteten mit ihren Unterstützerinnen und Unterstützern gespannt auf die Auszählungen in allen Gemeinden. Als die kleine Glocke erklang und Ratsschreiber Roger Nobs mit den Ergebnissen vor die Versammelten trat, wurde es ruhig. Nobs machte es spannend – zuerst verkündete er, dass Daniel Hofmann mit 13'414 Stimmen zum neuen Oberrichter und Hansueli Reutegger mit 13'079 Stimmen zum neuen Landammann von Ausserrhoden gewählt wurden. Dann kam er zum Ergebnis auf das Giger-Hauser und Metzger lange hingearbeitet hatten. «Die neue Regierungsrätin ist mit 8'475 Stimmen Susann Metzger», verkündete Nobs. Grosser Jubel brach im Unterstützerkreis von Metzger und bei ihr selbst aus. Die Freude war ihr ins Gesicht geschrieben. «Selbst wenn ich gedacht habe, gewinnen zu können, hätte ich nie erwartet, dass es ein so klares Ergebnis sein würde. Das deutliche Resultat ist ein klares Bekenntnis zu meiner Person und dem Anspruch der PU», sagt Susann Metzger.
Ein Unsicherheitsfaktor sei gewesen, abzuwägen, wie viel Gewicht die Parolen der Parteien haben würden. «Offenbar war das nicht ausschlaggebend», so Metzger. Während des Wahlkampfs habe sie viel gelernt, die zahlreichen Begegnungen hätten ihr dabei Energie gegeben. Bevor das Ergebnis verkündet wurde, sei sie sehr nervös gewesen, danach habe sich Erleichterung eingestellt. «Ich bin gefühlt 20 Kilo leichter», sagt sie. Um im Juni einen guten Einstieg zu haben, will sie gut zuhören und Fragen stellen. «Es geht darum, gut als Team zu arbeiten, alles andere funktioniert für mich nicht.»
Sie betont, ihr sei wichtig, dass man im Regierungsrat nie vergesse, dass man auch die «einfachen» Leute abholen muss, diese nicht vergessen darf. «Es geht um ein Gleichgewicht und darum, für möglichst alle da zu sein», sagt Metzger. Die Wahlfeier für sie findet am 16. Februar um 16 Uhr in der Linde Heiden statt. Fehlte es da an Siegessicherheit? «Da nicht klar war, wie es am Wahltag ausgehen wird, legten wir das Datum auf den Sonntag darauf fest. Es ging mir auch darum, kein Essen vorzubestellen, das allenfalls nicht gebraucht werden würde», so Metzger. Sie feierte mit der PU zusammen, anschliessend ging es für sie zur Feier für den neuen Landammann, Hansueli Reutegger.
Barbara Giger-Hauser erreichte 6'389 Stimmen. «Ich habe mir natürlich erhofft, dass es nicht so ausgehen wird. Es tut mir auch leid für alle Institutionen und Parteien, die hinter mir standen. Dies lässt für mich den Schluss zu, dass die Meinung dieser nicht so hoch gewichtet wurde, sondern andere Faktoren mehr zählten. Vor allem gegen die Argumente 'Vorderland und PU' hatte ich natürlich keine Chance», sagte Giger-Hauser. Dennoch würde sie am Vorgehen im Wahlkampf nichts anders machen. «Es ist mir gelungen, mein Profil zu vermitteln und wenn es nicht das ist, was die Ausserrhoder Bevölkerung will, muss ich das akzeptieren», so Giger-Hauser. Auch wenn sie enttäuscht sei, die Welt gehe nicht unter – es gebe immer einen Plan B. Welcher das ist, will sie derzeit noch nicht verraten. «Es geht auf jeden Fall beruflich weiter», sagt sie. Sie schliesst zudem nicht aus, sich erneut auf das politische Parkett zu wagen.
Mit Hansueli Reutegger hat Ausser-rhoden einen neuen Landammann. Er löst damit Yves Noël Balmer ab. «Ich habe gehofft, viele Stimmen zu erhalten, damit gerechnet habe ich aber nicht. Man hofft auf ein gutes Resultat, so ist die Legitimation meiner Person im Amt gewährleistet», sagt Reutegger. Als Erstes darf er in seinem neuen Amt die konstituierende Sitzung in rund drei Wochen leiten. Dort wird festgelegt, welcher Regierungsrat welches Departement übernimmt. Alle Räte äussern ihre Wünsche, wenn mehrere dasselbe Departement wollen, wird abgestimmt. Offiziell im Amt ist Reutegger ab Anfang Juni. Über die Wahl der neuen Regierungsrätin sagt er: «Das ist gelebte Demokratie. Die Bevölkerung hatte eine Auswahl, was gut war. Wir werden auch in neuer Zusammensetzung gut arbeiten und die Geschäfte auf den Tisch bringen.» Er danke der Bevölkerung für das Vertrauen: «Die Anzahl der Stimmen hat mich berührt.»
Yves Noël Balmer wird Ende Mai nach zwei Jahren das Amt als Landammann abgeben. «Dass es eine Phase ist, weiss man, deshalb bin ich nicht traurig. Ich kann wohl ein grosses Geschäft, die Totalrevision der Kantonsverfassung, weiter begleiten – diese will ich trocken ins Ziel bringen», sagt Balmer. Mit dem Ende der Amtszeit würden sich zudem wieder neue Terminmöglichkeiten ergeben. «Es war eine sehr intensive Zeit mit grossen Anlässen – so oft war seit 20 Jahren kein Landammann mehr mit dem Landweibel unterwegs», sagt Balmer. Er habe das Amt gerne ausgeführt. «Es ist ein lachendes und ein weinendes Auge», sagt Balmer. Mit Reutegger wurde der Landammann wohl auch zum letzten Mal von der Bevölkerung gewählt. «Das ist historisch», sagt Balmer.
Der zurücktretende Alfred Stricker zeigte sich am Wahlsonntag entspannt. «Vor zehn Jahren war das anders», sagt er und lacht. Seine Zeit im Regierungsrat neigt sich dem Ende zu. «Ich bin noch mittendrin und trotzdem gut vorbereitet Ende Mai loszulassen. Mit der Wahl von Susann Metzger wird das bevorstehende Ende meiner Amtszeit so richtig greifbar», sagt Stricker. Seine Leute aus dem Departement – eine tolle und leistungsfähige Crew – einer neuen Führung anzuvertrauen, sei Freude und Schmerz zugleich. Freude für seine Nachfolge, dass sie eine coole Bildungs-und Kulturfamilie erwartet, und gleichzeitig das Loslassen dieser Menschen für ihn. «Das hat einen gewissen Preis, gehört aber dazu.» Ihn freut es, dass sich zwei Frauen zur Wahl gestellt haben – die eine Kandidatin unterstützt von den PU, die andere vom Bauernverband. «Vor zehn Jahren waren beide Organisationen in meinem Unterstützerkreis vereint, dieses Mal sind sie getrennte Wege gegangen. Das Stimmvolk hat auch dieses Mal in einer Kampfwahl entschieden.
Er betont weiter, die Abtretenden sollen sich hüten, Weisheiten weitergeben zu wollen. Ein paar seiner Leitsätze lässt er sich dennoch entlocken: «Schaut immer nach vorne. Nicht nur ein Jahr, sondern zwei bis drei Legislaturen.» Gestern habe er seinen Wahlflyer und die Ziele von 2015 angeschaut. «Einiges ist vollzogen, anderes nicht. Alles geht nur gemeinsam. Ich war ein Kettenglied in der Politik. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.» Es sei ein Privileg gewesen, zehn Jahre Regierungsrat zu sein. «Mich hat das beflügelt», sagt Stricker. Bei allem Druck und den Erwartungen habe er sich von Beginn an vorgenommen, sich selbst zu bleiben und die Werte zu behalten. «Ich glaube, das konnte ich weitgehend durchziehen».
Stefanie Rohner
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