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Freitag, 22. Januar 2021
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Während des Lockdown befanden sich im Psychiatrischen Zentrum AR weniger Patienten in Behandlung als vor der Pandemie. Jetzt nehmen die Fälle wieder zu. Warum dies so ist, weiss Dr. med. Christine Poppe.
Dr. med. Christine Poppe, befinden sich aktuell wegen der Coronakrise mehr Patientinnen und Patienten in psychiatrischer Behandlung?
Aufgrund der besonders zu Beginn strengen Auflagen, was Besuche und Ausgang anbelangte, überlegten sich viele zweimal, ob sie wirklich einen Aufenthalt im PZA antreten wollten. Wir hatten daher während der akuten Phase weniger Personen bei uns in Behandlung als vor der Krise. Seit etwa einer Woche sind unsere Belegungszahlen wieder wie vorher. Die Angst vor einer Ansteckung in einer Klinik hat nachgelassen. Wir bieten aber weiterhin niederschwellige telefonische Beratungen, welche gut genutzt werden.
Wie ist der Einfluss der Einschränkung der Besuchs- und Ausgangsregelung auf die Therapie der Patienten?
Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Wir sind erstaunt, wie gut es die Mehrheit weggesteckt hat. Natürlich haben sie dennoch darunter gelitten. Besonders für Mütter mit Kindern und ältere Menschen, welche ohnehin oft unter Einsamkeit leiden, war das anfängliche Kontaktverbot besonders schwierig. Jetzt sind Besuche und Ausgang unter Einhaltung eines Schutzkonzeptes wieder möglich. Für den Verlauf der Therapie ist dies insofern wichtig, dass die Patienten jeweils bevor wir sie entlassen, einige Tage «zur Probe» wohnen können. Dann sehen wir, ob sie das im PZA Gelernte auch draussen umsetzen können.
Rechnen Sie nun mit den gelockerten Massnahmen damit, dass die Anzahl Patienten weiter zunehmen wird?
In Krisenzeiten gilt meist der Grundsatz «erst Mal durchbeissen». Diese Erfahrungen haben wir bereits während der Bankenkrise 2009 gemacht. Wir rechnen aber damit, dass in der nächsten Zeit vermehrt Menschen mit psychischen Problemen zu kämpfen haben werden, welche in den letzten Wochen noch gerade so durchgehalten haben. Die generelle Unsicherheit und Mehrfachbelastungen durch Home-Office und Kinderbetreuung haben insbesondere Mütter gespürt. Die Auswirkungen der Krise auf die Wirtschaft und somit auch auf die Arbeitslosenzahlen werden sich erst nach und nach zeigen. Die Ungewissheit und der eventuelle Verlust der Anstellung und des Einkommens stellen eine grosse psychische Belastung dar.
Mit welchen Symptomen zeigt sich diese Belastung?
Das können Stresssymptome, Angststörungen, Depressionen, Schlafstörungen und Schuldgefühle sein. Wenn beispielsweise jemand das Coronavirus hatte und eine Person in dessen Umfeld angesteckt wurde, kann die Person von Schuldgefühlen geplagt werden. Auch Zwangsstörungen, wie beispielsweise übermässiges Waschen und Desinfizieren der Hände, dürften in der nächsten Zeit vermehrt zu beobachten sein. Gerade Menschen mit hohem Verantwortungsgefühl und perfektionistischen Ansprüchen werden möglicherweise Schwierigkeiten entwickeln, zwischen notwenigen und übertriebenen Schutzmassnahmen zu unterscheiden. Die Angst vor einer Ansteckung kann so weit gehen, dass Leute nichts mehr anfassen und ständig zu Hause bleiben wollen.
Was für Auswirkungen hat die Krise auf jene, die plötzlich nur noch im Homeoffice arbeiten durften?
Diejenigen, welche nur noch von zu Hause aus oder gar nicht mehr arbeiten konnten, mussten plötzlich mit viel weniger oder gar ohne soziale Kontakte auskommen und sich selbst organisieren ohne feste Vorgaben. Der Austausch hat gefehlt. Es ist im Homeoffice auch schwierig, Berufliches und Privates zu trennen, gerade wenn man Kinder hat. Ebenfalls haben manche kein Büro, und somit am Ess- oder Küchentisch arbeiten müssen. Ausserdem sind Videokonferenzen für das Hirn extrem anstrengend, da die Ton- und Bildspur nie genau übereinstimmen, so dass das Gehirn ständig synchronisieren muss. Ein weiteres Problem während des Lockdown, als auch Apotheken und Praxen eingeschränkte Öffnungszeiten oder gar geschlossen hatten, war die Besorgung von Medikamenten. Einige Patienten kamen zu uns, da sie aufgrund der besonderen Situation und der fehlenden Medikation destabilisiert waren.
Die Schweiz ist nicht von Beginn an von der Krise betroffen gewesen. Der Bundesrat konnte sich auf Studien aus dem Ausland berufen. Wie sieht das in der Psychiatrie und Psychotherapie aus?
Wir lesen die Studien aus anderen Ländern aufmerksam und diskutieren diese mit unseren Mitarbeitenden. Wir bereiten uns nicht nur auf die Patienten vor, die wir in den nächsten Monaten erwarten, sondern auch auf einen möglichen zweiten Lockdown. Wir haben dazu Pläne erstellt, wie wir den Klinikbetrieb organisieren und welche Therapieangebote wie durchgeführt werden könnten.
Gibt es auch Menschen, die sich während der Krise entlastet fühlten?
Tatsächlich war der Lockdown für einige, die unter einer chronischen Krankheit leiden, entstigmatisierend. Plötzlich waren sie nicht mehr die einzigen, die nicht nach draussen gehen und am sozialen Leben teilnehmen konnten. Aufgrund der Einschränkungen ist auch der Leistungsdruck, der in unserer Gesellschaft herrscht, ein Stück weit weggefallen. Wir sollten aus dieser Krise lernen, was wirklich zählt, auf was man verzichten kann und wie man flexibel auf besondere Begebenheiten reagiert.
Wie kann man sich vor Auswirkungen der Coronakrise auf die Psyche schützen?
Als allererstes gilt es die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. Statt Party zu machen, sollten wir andere Formen des sozialen Kontakts pflegen. Unabhängig von der jeweiligen Arbeitssituation ist der Erhalt einer regelmässigen Tagesstruktur wichtig. Der Mensch braucht das Gefühl, etwas Sinnstiftendes zu tun. Hobbys können beim Gesundbleiben, oder -werden, helfen. Oft wird der Zusammenhang zwischen körperlicher Betätigung und Stressabbau unterschätzt. Es empfiehlt sich, jeden Tag einen kleinen Spaziergang zu machen, das Velo wieder zu nutzen und sich ein wenig zu bewegen. Auch ein vernünftiger Umgang mit Genussmitteln und regelmässiger Schlaf gehören dazu. Unsere Erwartungen an uns selbst sollten realistisch bleiben. Wer merkt, dass ihm die Krise stark zusetzt, soll sich professionelle Hilfe suchen.
Die letzten Monate stellten wohl auch für die Mitarbeitenden des PZA und des ganzen Spitalverbunds Appenzell Ausserrhoden eine psychisch herausfordernde Zeit dar.
Richtig, wir haben eine «Corona Stress Hotline» eigens für Mitarbeiter des SVAR eingerichtet. Diese wurde zwar genutzt, aber nicht so oft, wie wir zu Beginn gedacht haben. Wir haben ansonsten ähnliche Massnahmen wie die meisten Betriebe ergriffen und Mitarbeitende, die einer Risikogruppe angehören, ins Homeoffice geschickt.
Denken Sie, die Menschen werden aus dieser Krise etwas lernen?
Viele haben gemerkt, auf was es wirklich ankommt und auch hinterfragt, wie sie aktuell leben. Zeit mit der Familie oder die Arbeit mit den Händen hat wieder an Bedeutung gewonnen. Jede Krise ist eine Chance. Bleibt zu hoffen, dass wir sie nutzen und nicht zu schnell in den alten Trott verfallen.
Von Ramona Koller
Während des Lockdown befanden sich im Psychiatrischen Zentrum AR weniger Patienten in Behandlung als vor der Pandemie. Jetzt nehmen die Fälle wieder zu. Warum dies so ist, weiss Dr. med. Christine Poppe.
Dr. med. Christine Poppe, befinden sich aktuell wegen der Coronakrise mehr Patientinnen und Patienten in psychiatrischer Behandlung?
Aufgrund der besonders zu Beginn strengen Auflagen, was Besuche und Ausgang anbelangte, überlegten sich viele zweimal, ob sie wirklich einen Aufenthalt im PZA antreten wollten. Wir hatten daher während der akuten Phase weniger Personen bei uns in Behandlung als vor der Krise. Seit etwa einer Woche sind unsere Belegungszahlen wieder wie vorher. Die Angst vor einer Ansteckung in einer Klinik hat nachgelassen. Wir bieten aber weiterhin niederschwellige telefonische Beratungen, welche gut genutzt werden.
Wie ist der Einfluss der Einschränkung der Besuchs- und Ausgangsregelung auf die Therapie der Patienten?
Das ist von Person zu Person unterschiedlich. Wir sind erstaunt, wie gut es die Mehrheit weggesteckt hat. Natürlich haben sie dennoch darunter gelitten. Besonders für Mütter mit Kindern und ältere Menschen, welche ohnehin oft unter Einsamkeit leiden, war das anfängliche Kontaktverbot besonders schwierig. Jetzt sind Besuche und Ausgang unter Einhaltung eines Schutzkonzeptes wieder möglich. Für den Verlauf der Therapie ist dies insofern wichtig, dass die Patienten jeweils bevor wir sie entlassen, einige Tage «zur Probe» wohnen können. Dann sehen wir, ob sie das im PZA Gelernte auch draussen umsetzen können.
Rechnen Sie nun mit den gelockerten Massnahmen damit, dass die Anzahl Patienten weiter zunehmen wird?
In Krisenzeiten gilt meist der Grundsatz «erst Mal durchbeissen». Diese Erfahrungen haben wir bereits während der Bankenkrise 2009 gemacht. Wir rechnen aber damit, dass in der nächsten Zeit vermehrt Menschen mit psychischen Problemen zu kämpfen haben werden, welche in den letzten Wochen noch gerade so durchgehalten haben. Die generelle Unsicherheit und Mehrfachbelastungen durch Home-Office und Kinderbetreuung haben insbesondere Mütter gespürt. Die Auswirkungen der Krise auf die Wirtschaft und somit auch auf die Arbeitslosenzahlen werden sich erst nach und nach zeigen. Die Ungewissheit und der eventuelle Verlust der Anstellung und des Einkommens stellen eine grosse psychische Belastung dar.
Mit welchen Symptomen zeigt sich diese Belastung?
Das können Stresssymptome, Angststörungen, Depressionen, Schlafstörungen und Schuldgefühle sein. Wenn beispielsweise jemand das Coronavirus hatte und eine Person in dessen Umfeld angesteckt wurde, kann die Person von Schuldgefühlen geplagt werden. Auch Zwangsstörungen, wie beispielsweise übermässiges Waschen und Desinfizieren der Hände, dürften in der nächsten Zeit vermehrt zu beobachten sein. Gerade Menschen mit hohem Verantwortungsgefühl und perfektionistischen Ansprüchen werden möglicherweise Schwierigkeiten entwickeln, zwischen notwenigen und übertriebenen Schutzmassnahmen zu unterscheiden. Die Angst vor einer Ansteckung kann so weit gehen, dass Leute nichts mehr anfassen und ständig zu Hause bleiben wollen.
Was für Auswirkungen hat die Krise auf jene, die plötzlich nur noch im Homeoffice arbeiten durften?
Diejenigen, welche nur noch von zu Hause aus oder gar nicht mehr arbeiten konnten, mussten plötzlich mit viel weniger oder gar ohne soziale Kontakte auskommen und sich selbst organisieren ohne feste Vorgaben. Der Austausch hat gefehlt. Es ist im Homeoffice auch schwierig, Berufliches und Privates zu trennen, gerade wenn man Kinder hat. Ebenfalls haben manche kein Büro, und somit am Ess- oder Küchentisch arbeiten müssen. Ausserdem sind Videokonferenzen für das Hirn extrem anstrengend, da die Ton- und Bildspur nie genau übereinstimmen, so dass das Gehirn ständig synchronisieren muss. Ein weiteres Problem während des Lockdown, als auch Apotheken und Praxen eingeschränkte Öffnungszeiten oder gar geschlossen hatten, war die Besorgung von Medikamenten. Einige Patienten kamen zu uns, da sie aufgrund der besonderen Situation und der fehlenden Medikation destabilisiert waren.
Die Schweiz ist nicht von Beginn an von der Krise betroffen gewesen. Der Bundesrat konnte sich auf Studien aus dem Ausland berufen. Wie sieht das in der Psychiatrie und Psychotherapie aus?
Wir lesen die Studien aus anderen Ländern aufmerksam und diskutieren diese mit unseren Mitarbeitenden. Wir bereiten uns nicht nur auf die Patienten vor, die wir in den nächsten Monaten erwarten, sondern auch auf einen möglichen zweiten Lockdown. Wir haben dazu Pläne erstellt, wie wir den Klinikbetrieb organisieren und welche Therapieangebote wie durchgeführt werden könnten.
Gibt es auch Menschen, die sich während der Krise entlastet fühlten?
Tatsächlich war der Lockdown für einige, die unter einer chronischen Krankheit leiden, entstigmatisierend. Plötzlich waren sie nicht mehr die einzigen, die nicht nach draussen gehen und am sozialen Leben teilnehmen konnten. Aufgrund der Einschränkungen ist auch der Leistungsdruck, der in unserer Gesellschaft herrscht, ein Stück weit weggefallen. Wir sollten aus dieser Krise lernen, was wirklich zählt, auf was man verzichten kann und wie man flexibel auf besondere Begebenheiten reagiert.
Wie kann man sich vor Auswirkungen der Coronakrise auf die Psyche schützen?
Als allererstes gilt es die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. Statt Party zu machen, sollten wir andere Formen des sozialen Kontakts pflegen. Unabhängig von der jeweiligen Arbeitssituation ist der Erhalt einer regelmässigen Tagesstruktur wichtig. Der Mensch braucht das Gefühl, etwas Sinnstiftendes zu tun. Hobbys können beim Gesundbleiben, oder -werden, helfen. Oft wird der Zusammenhang zwischen körperlicher Betätigung und Stressabbau unterschätzt. Es empfiehlt sich, jeden Tag einen kleinen Spaziergang zu machen, das Velo wieder zu nutzen und sich ein wenig zu bewegen. Auch ein vernünftiger Umgang mit Genussmitteln und regelmässiger Schlaf gehören dazu. Unsere Erwartungen an uns selbst sollten realistisch bleiben. Wer merkt, dass ihm die Krise stark zusetzt, soll sich professionelle Hilfe suchen.
Die letzten Monate stellten wohl auch für die Mitarbeitenden des PZA und des ganzen Spitalverbunds Appenzell Ausserrhoden eine psychisch herausfordernde Zeit dar.
Richtig, wir haben eine «Corona Stress Hotline» eigens für Mitarbeiter des SVAR eingerichtet. Diese wurde zwar genutzt, aber nicht so oft, wie wir zu Beginn gedacht haben. Wir haben ansonsten ähnliche Massnahmen wie die meisten Betriebe ergriffen und Mitarbeitende, die einer Risikogruppe angehören, ins Homeoffice geschickt.
Denken Sie, die Menschen werden aus dieser Krise etwas lernen?
Viele haben gemerkt, auf was es wirklich ankommt und auch hinterfragt, wie sie aktuell leben. Zeit mit der Familie oder die Arbeit mit den Händen hat wieder an Bedeutung gewonnen. Jede Krise ist eine Chance. Bleibt zu hoffen, dass wir sie nutzen und nicht zu schnell in den alten Trott verfallen.
Von Ramona Koller
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