Diagnose aus dem Gesicht heraus
Dr. Hans-Peter Studer hat ein Buch über den Naturarzt Natale Ferronato geschrieben.
Speicherschwendi «Er ist der faszinierendste Heilpraktiker, den ich je getroffen habe», sagt Gesundheitsökonom und Autor Dr. Hans-Peter Studer aus Speicherschwendi. Gemeint hat er damit den beinahe 91-jährigen Naturarzt Natale Ferronato. Jener hat sich einen Namen durch die Pathophysiognomik gemacht. Durch die Betrachtung des Gesichts der Patientinnen und Patienten vermag Ferronato eine erste Diagnose über deren Gesundheitszustand zu geben. «In meinem Gesicht erkannte er, dass rechts die Falte, die vom Nasenansatz zum Mundwinkel führt, geschwollen war. Ich hätte eine Schwächung im rechten Herzbereich», erinnert sich Studer an seine erste Begegnung mit dem Naturarzt. Doch damit nicht genug: Ferronato zieht zur Diagnostik auch den sogenannten Biotensor zu Hilfe, einen länglichen Stab, an dessen Ende ein mehrfach geschwungener Kreis zu erkennen ist. Schwingt der Ring waagrecht, lautet die Antwort nein, schwingt er senkrecht, bedeutet dies ja. Studer selbst hat auch einen Biotensor zu Hause. «Zum Ausprobieren», lächelt er. Einfach zu beherrschen sei das Gerät nämlich nicht. Man müsse das Denken «ausschalten», neutral sein, dürfe sich keine bestimmte Antwort wünschen und müsse sich nur stichwortartig auf die Fragestellung konzentrieren. «So wird das Gehirn mit einem grösseren Feld in Bezug gesetzt», erklärt der Gesundheitsökonom. Wie diese Resonanz genau funktioniert, könne derzeit noch niemand genau erklären. «Aber sie funktioniert», bekräftigt Studer. Ferronato gelinge es auf diese Weise sogar Ferndiagnosen zu stellen wie auch gleich die geeigneten Heilmittel auszumachen. So riet er Studer – nach fünf Tagen andauernder gesundheitlicher Beschwerden – übers Telefon, ins Wohnzimmer zu gehen, ein Blattstück der dortigen Clivia-Pflanze abzureissen, es zu kauen und anschliessend auszuspucken. Ferronato war noch nie in Studers Haus. Der Biotensor hatte ihm aufgezeigt, dass das Heilmittel im Wohnzimmer zu finden sei. «Ich hatte getan, was der Naturarzt mir gesagt hat. Und nach einer Stunde ging es mir schon besser.»
«Kritische Worte gibt es nicht»
Es sind solche Geschichten, die sich im neu erschienenen Buch «Natale Ferronato – ein Vermächtnis für die Zukunft der Heilkunde» finden, das Studer geschrieben und veröffentlicht hat. Ferronatos Weg zur Naturmedizin, den Biotensor, Geschichten scheinbar unglaublicher Heilungen. So kamen einmal Eltern mit gelähmten Zwillingen in die Praxis. Der eine war in sich zusammengesunken, mit geschlossenen Augenlidern. Die Lähmungserscheinungen hatten im 12. Lebensjahr begonnen und waren immer weiter fortgeschritten. Ferronato kam zum Schluss, dass das Problem mit der Vererbung zu tun habe, nahm dem Vater Blut ab, verdünnte es und vermischte es mit Heilsubstanzen. Das Gemisch gab er dann den Zwillingen. Der schwerer behinderte Junge öffnete seine Augen und machte, gestützt von seinem Vater, kurz darauf seine ersten Schritte. Klingt schier unglaublich. Doch Studer liess sich alle Geschichten von den Patientinnen und Patienten bestätigen. Kein Wort der Skepsis, der Kritik findet sich im Buch. «Warum auch?», entgegnet Studer. «Es gibt schliesslich keine, die sich auf Ferronato bezieht.» Jener werde von Schulmedizinern geachtet, seine Erfolge liessen sich verifizieren. Ferronato propagiert eine Zusammenarbeit zwischen der klassischen und der naturärztlichen Medizin. Besonders im Bereich der Operationen. Medikamente lehnt der Naturarzt hingegen ab. Viele chemische Substanzen könne der Körper nämlich oft ein Leben lang nicht abbauen.
Das Weltbild öffnen
Studer beschäftigt sich seit Jahren mit der Naturheilkunde. Er war es, der die Volksinitiative «Ja zur Komplementärmedizin» 2002 lancierte. «Die Ambition hierzu entstand auf meiner Terrasse», schmunzelt Studer. Er hat für das Bundesamt für Gesundheit statistische Daten zur Naturheilkunde ausgewertet, arbeitet heute als Journalist für das naturärztliche NVS-Magazin. «Ich war schon immer empfänglich für die alternative Heilkunde. Als ich persönlich einen schier unglaublichen Heilungserfolg Natale Ferronatos miterlebte, war für mich klar, dass ich über ihn ein Buch schreiben muss.» Ein Kollege Studers hatte unter stechenden Magenschmerzen gelitten, und ein Arzt hatte ihm dringend zur Operation geraten, weil es sich um eine Vorstufe von Magenkrebs handle. Nach nur einer Konsultation bei Ferronato jedoch waren die Schmerzen gänzlich verschwunden. Mehr als sechs Jahre ist dies bereits her. Sechs Jahre, in denen Studer den Naturarzt oft besuchte, stundenlange Gespräche führte. Eine Herausforderung seien diese gewesen, da Ferronato aufgrund von zwei schweren Unfällen, die er in jüngeren Jahren erlitten hatte, oft abschweifte. Mit der Zeit fügte sich für Studer aber dann doch alles zu einem Ganzen zusammen. Heute verbindet die Männer eine Freundschaft. Studer über das Buch: «Ich hoffe, es öffnet das Weltbild vieler Menschen, und dass sie sich auch für andere Wege der Heilung offen zeigen.» Ferronato selbst behandelt heute keine Patienten mehr. «Natale Ferronato - ein Vermächtnis für die Zukunft der Heilkunde» ist im Osiris Verlag erschienen. ISBN 978-3-907-504-08-6.
www.osirisverlag.ch
az