Harry Wirth
freut sich auf den Markt-Erlebnistag und wünscht sich viele Gäste.
Die Jugendlichen beschäftigen sich im Prayerspace mit tiefgreifenden Fragen. z.V.g.
Auf dem Weg zum Erwachsenwerden spüren viele Jugendliche ein Gefühl der Überforderung. Im Prayerspace erhalten Gymnasiastinnen und Gymnasiasten am Friedberg eine Möglichkeit, um sich mit Sinnfragen und dem eigenen Leben auseinanderzusetzen – unabhängig davon, ob sie an Gott glauben oder nicht.
Friedberg «Die Jugendlichen sollen sich im Prayerspace Gedanken über Gott und die Welt, insbesondere aber auch über ihr eigenes Leben machen», erzählt Religionslehrerin und Schulseelsorgerin Priska Ziegler zu den Planungen für den «Gebetsraum», der am Friedberg während der Fastenzeit zum dritten Mal installiert wird. Im Prayerspace beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler an verschiedenen Stationen mit tiefgreifenden Fragen des Lebens. «Der Glaube spielt in diesem Alter meist keine wichtige Rolle. Aber Sinnfragen werden sehr oft gestellt», berichtet Ziegler. Viele Jugendliche stellten sich Fragen wie «Was ist der Sinn des Lebens?», «Wer bin ich?» oder «Wo fühle ich mich gut aufgehoben?». Der Prayerspace ermögliche die aktive Auseinandersetzung mit diesen und ähnlichen Fragen. Und über diese Überlegungen und Diskussionen gelange man mitten in den theologischen Diskurs. «Das geht weg von der kindlichen Vorstellung eines Gottes mit Bart, der im Himmel sitzt. Aber manchen Jugendlichen kann es Kraft geben, wenn sie jemanden an der Seite wissen», sagt Ziegler, betont aber auch, dass es für die Angebote im Prayerspace keine Rolle spiele, ob jemand an Gott glaubt oder welcher Glaubensrichtung er angehört, gehe es doch in erster Linie um persönliche Erkenntnisse.
Das Konzept des Prayerspace stammt ursprünglich aus Grossbritannien und wird mittlerweile an Schulen rund um die Welt umgesetzt – auch an nicht katholischen Schulen. An den Friedberg brachten die Idee zwei Mütter von ehemaligen Schülern, die das Konzept seit 2021 gemeinsam mit Priska Ziegler umsetzen. Bei der Themenwahl für die Stationen orientieren sie sich am jeweiligen Jahresmotto des Friedbergs. Dieses lautet aktuell «respect». «Zudem wollen wir dieses Jahr die Jugendlichen bestärken, nachdem letztes Jahr aufgrund des Kriegsausbruchs belastende Themen im Vordergrund standen», erklärt Ziegler. «Viele Jugendliche haben riesige Probleme in der Familie, mit Freunden, dem Aussehen oder Social Media und spüren einen unheimlichen Druck durch Überforderung», erzählt die Schulseelsorgerin. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler könnten auch schlecht abschalten. Dabei würden teils einfache Rituale Abhilfe schaffen.
Solche würden im Prayerspace auch vermittelt. «Wer sich jeden Abend kurz überlegt, was er an diesem Tag Erfreuliches erlebt hat, wird auch an einem schlechten Tag ganz bestimmt etwas finden», erklärt Ziegler. Die Stationen in diesem Jahr heissen denn unter anderem auch Hoffnung, Dankbarkeit oder Gemeinschaft. Der Prayerspace wird Ende März während einer guten Woche eingerichtet sein. Die Schüler besuchen den Gebetsraum während des zweistündigen Religionsunterrichts, dürfen diesen aber auch in der Pause oder über Mittag aufsuchen. «Das war im letzten Jahr wegen der Pandemie nicht möglich. In der Schlussbesprechung erhielten wir verschiedentlich das Feedback, dass es wünschenswert wäre, den Prayerspace nochmals besuchen zu können», erzählt die Religionslehrerin. Generell seien die Rückmeldungen aus der Schülerschaft sehr positiv ausgefallen: «Der Prayerspace wurde wiederholt als das beste religiöse Angebot der Schule bezeichnet», erinnert sich Ziegler. Der Schlüssel dafür sei wohl, dass sich die Schülerinnen und Schüler ohne Indoktrinierung irgendeines Lehrstoffs selbst Gedanken übers Leben machen könnten. Das Angebot sei sehr offen gestaltet und die Stationen könnten frei gewählt werden. «Wie lange jemand an welchem Posten verweilen möchte, entscheidet jeder für sich», hält Ziegler fest. Sie und ihre Mitstreiterinnen sind überzeugt, dass das Angebot den Jugendlichen helfen kann, zur Ruhe zu kommen. Die Erkenntnisse aus der Jugendpsychiatrie zeigten, wie wichtig es sei, Jugendliche in ihrem Dasein zu bestärken.
tb
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