Karl Grob
gab sein Fachwissen an seine Berufskollegen im Benin weiter.
Von links: Nicole Wüthrich, Grete Lamprecht und Bea Züllig im Brockenhaus des Evangelischen Frauenvereins Gossau. tb
Der Evangelische Frauenverein Gossau kann auf über eine 125-jährige Geschichte zurückblicken und weist noch immer gegen 200 Mitglieder auf. Allerdings gestaltet sich die Besetzung des Vorstandes zunehmend schwierig. So sucht der Verein, der seit 66 Jahren eine eigene Brockenstube betreibt, nach helfenden Händen.
Sportstrasse Möbel stehen auf zwei Stockwerken dicht an dicht, es gibt kaum einen freien Platz und an den Wänden hängen allerlei Dekorationsartikel, die es ebenfalls zu kaufen gibt: Im Brockenhaus des Evangelischen Frauenvereins Gossau wartet eine Vielzahl an Gegenständen auf Kundschaft. «Die Brockenstube läuft sehr gut», sind sich die anwesenden Frauen einig. «Am meisten gefragt sind Kleider, Geschirr und Dekorationsartikel», erzählt Grete Lamprecht, die Leiterin der Brockenstube. «Die Kundschaft ist bunt gemischt. Es kommen jene, die sich viele Produkte im Einzelhandel gar nicht leisten könnten, genauso wie Personen, denen die Nachhaltigkeit wichtig ist», ergänzt Bea Züllig, Vizepräsidentin und Aktuarin des Vereins. Über eine Präsidentin verfügt der Verein schon lange nicht mehr. «Dieser Posten ist seit dem Rücktritt der letzten Präsidentin vor rund 20 Jahren vakant», erzählt Züllig mit einem Lachen. Während diese Konstellation ohne Leiterin für die vier Vorstandsmitglieder kein Problem darstellt, machen sie sich um die generelle Besetzung des Gremiums sehr wohl Sorgen. Als sie vor 17 Jahren im Vorstand begann, habe dieser noch aus neun Personen bestanden, erklärt Züllig.
Ihre Vorstandskollegin Nicole Wüthrich, die für das Kurswesen und die Webseite zuständig ist, erklärt, sie hätten verschiedene Aktivitäten wie Jubiläums- oder Seniorenbesuche einschränken müssen. «Früher statteten Frauen unseres Vereins allen evangelischen Jubilaren am Geburtstag einen Besuch ab – auch den Männern. Das können wir schon lange nicht mehr stemmen», so Wüthrich. Nicht nur der Vorstand sei kleiner geworden, auch die Mitgliederzahl habe deutlich abgenommen. Heute besteht der Verein noch aus rund 200 Frauen, während er einst um die 400 Mitglieder zählte. «Ausserdem sind heute rund drei Viertel der Frauen über 70 Jahre alt», schätzt Züllig. Entsprechend freuen würden sich die Frauen über Neumitglieder im Allgemeinen und Personen, die eine Aufgabe im Vorstand übernehmen könnten, im Besonderen. «Das können Frauen in jedem Alter sein. Die Konfession spielt schon lange keine Rolle mehr. Wir hatten schon eine katholische Präsidentin und auch Frauen, die einer anderen oder keiner Kirche angehören, sind herzlich willkommen», hält Züllig fest. Das Engagement sei zeitlich überschaubar, aber eben nur, wenn die Arbeit nicht auf immer weniger Schultern verteilt werden müsse.
Am besten gelinge die Personalrekrutierung noch in der Brockenstube, in der insgesamt 18 Frauen ehrenamtlich mithelfen, wie Grete Lamprecht erklärt, die selbst 25 Jahre im Vorstand mitwirkte, heute aber «nur» noch die Brockenstube leitet. Diese ist seit 2007 an der Sportstrasse 16 beheimatet und jeweils am Dienstag- und Samstagmorgen sowie am Dienstagnachmittag geöffnet. Der Erlös aus dem Verkauf kommt stets Hilfsprojekten zugute – meist solchen in der Region. «Zuletzt unterstützten wir das Frauenhaus in St.Gallen. Auch für das Quimby oder das Ronald McDonald Haus in St.Gallen haben wir schon mehrfach gespendet», erklärt Züllig. Die Erlöse aus dem jährlichen Suppentag im November würden ebenfalls gespendet. Neben dem Suppentag organisieren die Frauen jährlich eine Weihnachtsbescherung und eine Seniorenfeier, die wie die Hausbesuche der Einsamkeit insbesondere im Alter entgegenwirken sollen. Doch damit das Vereinsleben, zu dem auch ein jährlicher Vereinsausflug, ein monatlicher Stamm, die Hauptversammlung sowie einige Spielnachmittage gehören, in seiner heutigen Form aufrechterhalten werden kann, benötigen die Frauen weitere Unterstützerinnen. Mögliche Interessentinnen finden auf www.evfr-gossau.ch weitere Informationen.
Von Tobias Baumann
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