Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Die Freie Liste Gossau (FLiG) spannt für die Kantonsratswahlen mit den Grünliberalen zusammen und entsendet zwei Parteimitglieder auf die Liste der GLP. Schulrat Dave Mathis und Stadtparlamentarier Markus Meister sind die ersten beiden Kantonsratskandidaten der FLiG.
Kantonsratswahlen 1992 wurde die Freie Liste Gossau (FLiG) gegründet, um frischen Wind in die hiesige Lokalpolitik zu bringen. 32 Jahre später weitet sich das Tätigkeitsgebiet der FLiG erstmals über die Grenzen von Gossau hinaus aus: Mit Dave Mathis und Markus Meister versuchen sich zwei Vertreter der Partei in den Kantonsratswahlen. «Das ist ein Novum für uns. Ich freue mich, dass sich die beiden für eine Kandidatur zur Verfügung gestellt haben», erklärt Erwin Sutter, Parteipräsident der FLiG. Man habe im Vorfeld gute Gespräche mit der GLP geführt und nun eine Möglichkeit gefunden, dass sich Vertreterinnen und Vertreter der FLiG auch auf kantonaler Ebene einbringen könnten. Dave Mathis erklärt seine Kandidatur folgendermassen: «Ich habe Lust darauf und sie macht Sinn. Ich politisiere gern und engagiere mich in und um Gossau.» Mathis war zwei Jahre Mitglied im Gossauer Stadtparlament, bevor er 2020 in den Schulrat gewählt wurde. Beruflich ist der Präsident des Weihnachtslaufs in einem Start-up für die Finanzen zuständig. Seine politischen Überzeugungen würden sich gut mit jenen der GLP decken, findet Mathis. «Die Statuten der FLiG und der Grünliberalen lassen diese Möglichkeit offen und da die GLP keine eigene Sektion in Gossau hat, besteht eine Win-win-Situation», erklärt er.
Markus Meister, der seit Sommer 2022 für die FLiG im Stadtparlament sitzt, nennt zwei Gründe für seine Kandidatur: «Erstens möchte ich auch auf kantonaler Ebene mitgestalten können, so wie ich das auf kommunaler Ebene tue und zweitens möchte ich dazu beitragen, dass die GLP einen zusätzlichen Sitz im Kantonsrat erobert, Fraktionsstärke erreicht und auch in Kommissionen Einsitz nehmen kann.» Aktuell stellt die GLP sechs Kantonsrätinnen und Kantonsräte, für eine Fraktion im 120 Mitglieder umfassenden Kantonsrat benötigt eine Partei sieben Sitze. Auch Meister sieht grosse Überschneidungen in seinen eigenen Wertevorstellungen und jenen der Grünliberalen. Der Primarlehrer und Hausmann engagiert sich in der Feuerwehr Gossau und im Schwimmclub Flipper Gossau.
«Wir politisieren mehr oder weniger gleich auf kantonaler Ebene und die GLP hat keine Sektion in Gossau. Da bot sich die Zusammenarbeit an», sagt auch Sutter. Die Anfrage sei von Seiten der GLP gekommen, deren St.Galler Sektion ja auch Mitglieder in Gossau habe. Die GLP habe sich auch schon überlegt, eine Gossauer Sektion zu gründen, weshalb sie schon in früheren Jahren Kontakt mit der FLiG aufgenommen habe. Mathis spricht von einem gegenseitigen Interesse, da sich dank der GLP für FLiG-Mitglieder auch neue Möglichkeiten auf kantonaler und nationaler Ebene ergeben könnten. Einen Parteibeitritt zur GLP haben Mathis und Meister bisher nicht vorgenommen. Doch da sie bei den Wahlen auf die Ressourcen der GLP zählen könnten, sei die Kandidatur schon eine für die Grünliberalen – auch wenn sie als FLiG-Mitglieder gekennzeichnet seien, sagt Mathis. Meister erklärt, im Falle einer Wahl erfolge sicherlich auch ein Beitritt. Er könne auf kommunaler Ebene FLiG- und auf kantonaler Ebene GLP-Vertreter sein.
Ob diese erste gemeinsame Kampagne schliesslich zu einem Zusammengehen der beiden Parteien führt, werde sich zeigen, sind sich der Parteipräsident und die beiden Kandidaten einig. Es müssten zuerst noch verschiedene Verhandlungen geführt werden, um diese Frage definitiv beantworten zu können, sagt Sutter: «Wir warten jetzt mal die Wahlen ab, sehen wie sie verlaufen und sitzen dann wieder zusammen.» Die FLiG in der GLP aufgehen zu lassen, ist für den Parteipräsidenten dagegen im Moment keine wünschenswerte Option. «Wir haben verschiedene Mitglieder, die nur in der ursprünglichen Partei FLiG sein wollen», stellt Sutter klar. Meister zeigt sich sehr zuversichtlich, was eine zukünftige Zusammenarbeit betrifft. Entscheidend seien die Werte, die eine Partei vertritt und diese seien bei beiden Parteien die gleichen. Dass ein Zusammenschluss nicht von allen FLiG-Mitgliedern enthusiastisch aufgenommen würde, räumt er ein: «Ich habe keine negativen Rückmeldungen erhalten zur Kandidatur. Aber auf nationaler Ebene hat die GLP den einen oder anderen politischen Vorstoss gemacht, der in FLiG-Kreisen kritisiert wurde.» Dass ein möglicher Zusammenschluss gerade für die Gründungsmitglieder der FLiG kein einfacher Entscheid wäre, sei klar. Für Mathis wäre ein möglicher Zusammenschluss keine Generationenfrage innerhalb der Partei: «Wir engagieren uns gerne für die FLiG, weil es um Gossau geht. Und das wird auch so bleiben.» Meister wie Mathis erklären, dass sie im Herbst wieder im Namen der FLiG zu den Kommunalwahlen antreten werden.
Von Tobias Baumann
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