Dorji Tsering
über seine Flucht aus Tibet und die Herausforderungen in der Schweiz.
Vreni Ehrat (links) übergibt die Leitung von Solidarität Gossau an Sybille Knellwolf. tb
Vreni Ehrat hat bei Solidarität Gossau, dem Sozialwerk der evangelischen und katholischen Kirche, das heutige Betreuungssystem aufgebaut. Am nächsten Montag übergibt sie ihre Aufgabe nach 20 Jahren voller Einsatz an Sybille Knellwolf.
Solidarität Gossau Im Jahr 2003 sei sie vom damaligen katholischen Pfarrer angefragt worden, ob sie die Finanzen des Hilfswerks führen würde, erinnert sich Vreni Ehrat: «Mir wurde eine Liste mit Namen von Personen ausgehändigt, die von der Solidarität Gossau Geld erhielten.» Diese Leute hätten sich wegen der Notlage an die Pfarrer gewandt, um Rat zu holen. Bei den persönlichen Besuchen und in langen Gesprächen seien meist mehrere Sorgen geäussert worden. Durch das aktive Zuhören sei das Bedürfnis entfacht worden, eine verbreitete Hilfestellung anbieten zu können. «Mit einem Vernetzungsaufbau von weiteren sozialen Beratungsstellen konnten die Betreffenden mehr Unterstützung erfahren und Hoffnung schöpfen», so Ehrat. Die Gründe, dass Personen Rechnungen nicht mehr bezahlen könnten, seien sehr unterschiedlich. Krankheitsfälle, familiäre Probleme sowie niedrige Einkommen bezeichnet Ehrat als häufige Ursachen. Steigende Energie- und Lebensmittelkosten erschwerten die finanzielle Notlage zusätzlich.
Das Hilfswerk, das 1856 als «Freiwilliger Armenverein» gegründet und 2002 in «Solidarität Gossau» umbenannt wurde, wird ausschliesslich von Spenderinnen und Spendern getragen. Dank dieser Grosszügigkeit könne sie viele Erfolgsgeschichten erzählen: «Einigen ist es durch die Unterstützung gelungen, ihren Alltag selbständig zu meistern», freut sich Ehrat. Vom Vorstand des Hilfswerks habe sie in all den Jahren sehr viel Vertrauen erhalten: «Ich genoss viel Freiheit, um die heutige Organisation aufzubauen. Dafür bin ich sehr dankbar.» Heute sei die Institution in Gossau nicht mehr wegzudenken.
Viele der Hilfesuchenden würden sehr schätzen, dass es sich bei Solidarität Gossau nicht um ein Amt handelt. «Der Gang aufs Sozialamt ist eine hohe Hürde. Die Scham ist gross und die Betroffenen wollen sich nicht abhängig machen», erzählt Ehrat. Generell sei die Dankbarkeit der unterstützten Personen sehr gross und beeindruckend. In Zukunft wird ihre Aufgabe von Sybille Knellwolf übernommen. «Es ist sicher eine Herausforderung für mich, schliesslich handelt es sich um Vrenis Kind, das ich übernehme», sagt die Nachfolgerin. Um die Übergabe einfacher zu gestalten, hätten sie die letzten Monate gemeinsam die Aufträge übernommen und sie könne auch in Zukunft Rat bei ihrer Vorgängerin einholen. «Ich übernehme die Verantwortung mit viel Herzblut. Soziales Engagement ist ein wichtiger Teil in meinem Leben», erklärt Knellwolf, die hauptberuflich weiterhin als Fachfrau Aktivierung und Alltagsgestaltung in einem Heim arbeiten wird. An ihrer neuen Tätigkeit schätze sie die Arbeit im Hintergrund. Damit geht es ihr gleich wie ihrer Vorgängerin.
Von Tobias Baumann
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