Maria Mahler
organisiert mit vier Mitstreiterinnen das Orbit Open Air in St.Gallen.
Am 9. Gossauer Drachenfest wurden Käthi und Ruedi Blumer mit dem Drachenpreis ausgezeichnet. Schnitzelbanggen und die Gassächlöpfer sorgten für Stimmung und wie jedes Jahr wurde die Fasnachtszeitung «Drachentöter» verteilt.
Freihof«Das Drachentöter-Komitee hat sich dem Zeitgeist entsprechend dazu entschieden, den Drachenpreis dieses Jahr an ein Ehepaar zu verleihen», erklärte Stefan Häseli, der gewohnt beschwingt und euphorisch durch die Programmpunkte des Abends führte. Wenn man bei ihnen zum Essen eingeladen sei, bekomme man danach Reste im Tupperware mit nach Hause, verriet Häseli über das Preisträger-Paar. Er sei ein kreativer Spielertyp, der gerne eigene Spielregeln aufstelle, sie hart im Nehmen, schwimme sie doch auch bei Temperaturen nahe am Gefrierpunkt in der Badi. Er nehme ständig Abkürzungen, komme aber doch immer auf den letzten Drücker oder sogar zu spät. Wer die Preisträger sind, wurde dem Publikum spätestens klar mit diesem Satz Häselis: «Sie sind der Beweis, dass es kein Wetter gibt, in dem man nicht das Velo nehmen kann.» Nun war der Zeitpunkt gekommen, um Käthi und Ruedi Blumer auf die Bühne zu bitten. Sandra Oertig von der Preisstifterin, der Raiffeisenbank Gossau-Andwil-Niederwil, übergab die hölzerne Drachenstatue an das Ehepaar, das standesgemäss auch an diesem Abend mit dem Velo gekommen war.
Für einen ersten Höhepunkt im über vierstündigen Programm sorgten die Gossauer Gassächlöpfer – unter anderem mit «Skandal um Rosi», «Wellerman» oder «Sailing». Neben der Guggenmusik traten am 9. Gossauer Drachenfest fünf Schnitzelbanggen aus der Region auf. Der St.Galler «Gallomisto» machte den Anfang. Am meisten Begeisterung lösten die «Sittestecher» aus Rorschach aus, die musikalisch, aber auch bezüglich des Wortwitzes und der Überraschungseffekte in einer eigenen Liga spielten. Aus regionaler Sicht kriegte von ihnen insbesondere der St.Galler Stadtrat für die vielen eröffneten, aber bisher nicht realisierten Baustellen sein Fett weg. Für die ersten beiden Gossau betreffenden Strophen des Abends sorgten die Bischofszeller «Thurgeier», die aufs zurückgewiesene Budget verwiesen und reimten: «Wenn der Stadtrat mal was denkt, wird es vom Parlament versenkt.» Auch das Alterszentrum, das weiter auf sich warten lässt, wurde mit einem Seitenhieb auf den Einsprecher thematisiert. Dieser wolle die Alten «ins Chrut» platzieren, damit er selber weiterhin den Säntis sehen könne.
Den Abschluss des Fasnachtsabends, an dem im Gegensatz zu früheren Jahren mehr Plätze unbesetzt blieben, bestritten die «Alliglattohren» und standesgemäss die Gossauer «Zwei Räppler». Auch den Gästen aus Flawil war thematisch nicht entgangen, dass das Alterszentrum in Gossau weiter auf sich warten lässt. «In 10 bis 20 Jahren» stimmten sie in der bekannten Melodie von Udo Jürgens Klassiker «Mit 66 Jahren» an. Zum Stadtjubiläum meinten sie lapidar, seit der Gründung Gossaus 824 gebe es wohl Stau. Diesen Gag hatten auch die «Zwei Räppler» im Programm: «Sorgen macht nur Cozzesaue, wil sich dötä Karre staue!» Daneben mutmassten die Lokalmatadoren, die Bürgerlichen würden sich gegen mehr Velowege wehren, weil von ihnen ohnehin niemand Velo fahren könne. Ihren Einfallsreichtum bewiesen die «Zwei Räppler» aber weniger in den Strophen als mit ihren kreativen Helgen, die zu Wortkreationen zusammenzusetzen waren. Auch das geist- und wortreiche Schlussbouquet, in dem sie so ziemlich alle Themen des Jahres miteinander vermengten, sorgte für viele Lacher.
Selbstverständlich durfte am Drachenfest auch die Verteilung der Gossauer Fasnachtszeitung nicht fehlen. Die 9. Ausgabe nimmt im gewohnten Stil die übliche Gossauer Prominenz aufs Korn. Für einen skurrilen Programmpunkt sorgte das Drachentöterkomitee mit dem sogenannten Jubiläumslied, das von der Melodie her so gar nicht zu einem Fasnachtsabend passte und in dem auch textliche Pointen fehlten.
Von Tobias Baumann
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